Ein sehr ereignisreiches Wochenende liegt hinter mir. Zum zweiten Mal startete ich nach 2021 beim Ironman 70.3 Luxemburg und zum zweiten Mal bin ich Zweiter in meiner Altersklasse geworden.
Abseits vom sportlichen Erfolg gab es aber noch ein weiteres Highlight, denn ich durfte für zwei Tage einmal einen Eindruck davon bekommen, was es bedeutet, bei einem Rennen medial begleitet zu werden.
Bei meinem ersten Luxemburg-Start 2021 fand das Rennen noch unter den Eindrücken und Auflagen von Corona statt. Damals war das Teilnehmerfeld sehr limitiert und das Feld hatte keine 800 Starter. Außerdem fiel damals das Schwimmen aus, da der See, in dem geschwommen werden sollte, mit Blaualgen verseucht war.
Dieses Jahr sollte ich das Rennen, mit über 2000 Startern und der Rückkehr in die Mosel als Schwimmstrecke, unter normalen Bedingungen kennenlernen.
Eine überraschende E-Mail von Ironman
Eine Woche vor dem Rennen erreichte mich eine überraschende E-Mail von Ironman. Maurten, die Sponsor von Ironman sind und in deren Ambassador-Team ich bin, haben Ironman kontaktiert und darum gebeten, mich bei meinem Rennen filmisch zu begleiten.
So eine Gelegenheit bekommt man ja nie wieder, weshalb ich natürlich zusagte.
So wurde direkt der Kontakt zum Media Team in Person von James Mitchell und Wilhelm Öhman hergestellt.
Ich war sehr gespannt, was da jetzt auf mich zukommt.
Doch erstmal hieß es, die letzten Trainingseinheiten zu absolvieren und alles für den Wettkampf zusammenzupacken. Samstagmorgen war ich noch kurz laufen, bevor es mit dem Auto nach Remich an der Deutsch-Luxemburgischen Grenze ging.
Der Tag vor dem Ironman 70.3 Luxemburg
Die zwei Stunden Fahrt vergingen wie im Flug. In Remich angekommen, zeigten sich dann die ersten Auswirkungen des großen Starterfeldes. Der Verkehr staute sich in dem kleinen Ort und es war weit und breit kein Parkplatz mehr zu finden.
Irgendwann haben wir dann doch Glück und ich finden noch einen Platz. Ein kleiner Flecken halb in der Böschung, aber das Auto steht und es ist nur ein Katzensprung zum Eventzelt, wo die Wettkampfbesprechung stattfindet. So schaffe ich es doch noch rechtzeitig, daran teilzunehmen.
Das Race Briefing bietet eigentlich keine Informationen, die man noch nicht kennt, wenn man schon ein paarmal bei Ironman gestartet ist. Doch die Informationen zur aktuellen Situation auf der Radstrecke sind dann doch nicht ganz unwichtig. Genau deswegen macht es Sinn, an der Besprechung teilzunehmen.
Es gibt nämlich eine Baustelle auf der Strecke. An dieser Stelle ist es so eng, dass man weder überholen, noch in Aeroposition fahren darf. Mit Blick auf die schrecklichen Ereignisse von Hamburg wird mir etwas mulmig. Aber es dürfen auch keine Motorräder in den Bereich einfahren.
Was auch interessant ist, dass inoffiziell das Windschattenverbot für diese Passage aufgehoben wird.
Das Leben vor der Kamera
Nach der Wettkampfbesprechung treffen Michelle und ich uns mit James und Wilhelm, die dank Ironman Akkreditierung direkt hinter dem Veranstaltungszelt parken.
Sie wollen mich bei der Registrierung und der Vorbereitung zum Bike-Checkin filmen und auch ein kleines Interview machen.
So kommen wir in den Genuss, direkt zur Registrierung gefahren zu werden.
Auf dem Weg dorthin fahren wir an der Schlange zum Bike-Checkin vorbei. Ich habe noch nie eine so lange Schlange gesehen. Sie geht einmal um die komplette Wechselzone. Wahnsinn.
Was dann folgt, ist ein Einblick in das Leben eines Top-Profiathleten.
Ab jetzt ist die ganze Zeit eine Kamera auf mich gerichtet, was natürlich die Blicke aller Anwesenden auf mich lenkt. Wahrscheinlich fragt sich jeder: “Wer ist der Typ?”.
Mir ist das ziemlich unangenehm.
Registrierung zum Ironman 70.3 Luxemburg
Dank der Kamera und der Begleitung der Ironman Media Crew kann ich an der doch recht langen Schlange vorbei und direkt zur Anmeldung gehen. Das ist wie der Fast-Pass im Vergnügungspark.
Bei der Registrierung bekomme ich, wie üblich, auch die Schwimmkappe in der Farbe meiner Startgruppe. Doch James möchte, dass ich, wie die Top Profis im Feld, eine eigene Farbe bekomme, damit er mich am nächsten Tag erkennen und filmen kann.
Die Dame an der Registrierung ist erst etwas ratlos, doch nach ein bisschen hin und her, bekomme ich eine pinke Kappe in die Hand gedrückt. Diese Farbe hat sonst niemand im Feld.
Mir ist der ganze Trubel etwas peinlich. Aber es ist auch ein interessanter Einblick hinter die Kulissen.
Dann geht es zum Maurten Stand auf der Expo. Auch hier zeigt sich, was eine Kamera und ein offizielles Ironman Team-Shirt bewirken können.
Die ganze Crew am Maurten Stand ist in heller Aufregung. Ich muss jedem die Hand schütteln und jede Menge Selfies machen. Ich frage mich, wie groß ihre Enttäuschung ist, wenn sie feststellen, dass ich nur ein normaler Typ bin und kein berühmter Triathlon-Profi.
Wir filmen ein paar Einstellungen am Stand und fahren dann zu unserem Auto, wo mein Rad im Kofferraum liegt.
Fastlane zum Bike-Checkin
Dort angekommen, wird mir ein Mikrofon angeknipst und ich werde dabei gefilmt, wie ich mein Rad und die Beutel für die Wechselzone vorbereite. Dabei interviewt mich James und stellt mir jede Menge Fragen.
Das bringt mich doch arg ins Schwitzen. Zum einen ist das Interview auf Englisch und zum anderen bin ich nicht wirklich multitaskingfähig.
So antworte ich stammelnd auf die Fragen, während ich versuche, die Startnummer auf mein Rad zu kleben. Weder das eine noch das andere gelingt mir und am Ende beantworte ich die Fragen mit dem Aufkleber in der Hand und klebe ihn danach schweigend auf den Rahmen.
Mein Stresslevel ist am Anschlag und ich kann erstmals erahnen, wie krass das für Profis sein muss, die ja bei den großen Rennen auf Schritt und Tritt belagert werden.
Zur Belohnung greift dann beim Bike-Checkin wieder der “Promibonus” und ich muss mich nicht eine Stunde anstellen, sondern kann direkt passieren, immer verfolgt von der Kamera.
Dadurch, dass ständig eine Linse auf mich gerichtet ist, kann ich mich kaum konzentrieren. Zum Glück habe ich den Checkin bei einem Triathlon schon oft genug gemacht, so dass ich auf Autopilot alle notwendigen Handgriffe absolviere. Doch am Ende bin ich mir etwas unsicher, ob ich nicht doch die Laufsachen in den Radbeutel getan habe. Aber das kann ich ja zur Not am nächsten Morgen noch korrigieren.
Die Vorbereitungen sind abgeschlossen
Ich bin froh, als alles erledigt ist, denn erledigt bin ich jetzt auch.
Dank der Begleitung des Filmteams habe ich die Registrierung und den Checkin in Rekordzeit erledigt. Trotzdem bin ich fix und fertig und sehne mich nach Ruhe und Privatsphäre. Ich fand den ganzen Trubel zwar spannend, aber auch sehr anstrengend.
Unser Hotel befindet sich eine halbe Stunde entfernt direkt am Flughafen von Luxemburg. Leider war in der Nähe des Veranstaltungsortes keine Unterkunft mehr zu bekommen. Remich ist für so viele Menschen einfach nicht ausgelegt und damit auch die Kapazität der Betten begrenzt.
Nach der Ankunft im Hotel gehen wir noch bei einem nahegelegenen Italiener sehr gute und vor allem unglaublich günstige Pasta essen. Dann heißt es ab ins Bett und Licht aus.
Ironman 70.3 Luxemburg – Raceday
Es folgt eine richtig miese Nacht.
Ich habe Alpträume, dass wir am Rennmorgen keinen Parkplatz finden. Ständig werde ich wach und höre dann, trotz Ohropax, die Nachteulen auf der Terrasse der Hotelbar schnattern, was mich nicht wieder einschlafen lässt.
Als um kurz vor 5 Uhr der Wecker klingelt, fühle ich mich wie gerädert und alles andere als ausgeschlafen.
Wir beschließen, uns schnell fertig zu machen und so früh wie möglich nach Remich zu fahren, damit wir genug Zeit haben, eine Parkplatz zu finden.
Ich brühe mir mit dem mitgebrachten Wasserkocher einen Instantkaffee auf und verdrücke zwei Maurten Riegel. Wir sind ja nicht zum Wellness hier.
Um 6:15 Uhr rollen wir auf den noch recht leeren Parkplatz direkt hinter der Wechselzone. Jetzt bin ich beruhigt. Ich lege mich in den Kofferraum des Volvo und kann tatsächlich nochmal bis 7 Uhr durchschlafen. Als ich aufwache, ist der Parkplatz voll.
Letzte Vorbereitungen vor dem Ironman 70.3 Luxemburg
Ich packe meine Sachen zusammen und wir machen uns auf den Weg zur Wechselzone. Hier das übliche Reifen aufpumpen, Radflaschen auffüllen, Laufwege checken und Wechselbeutel richten. Ich habe den Beutelinhalt nicht vertauscht.
Danach setzen Michelle und ich uns auf die Wiese an der Mosel und warten. Irgendwann kommt James zu uns und filmt mich dabei, wie ich den Neo anziehe. Ich versuche möglichst elegant dabei auszusehen.
Apropos Neo, die Mosel hat offiziell 24.3°C Wassertemperatur. Somit ist Neopren erlaubt. Aber fast jedem ist klar, dass hier wahrscheinlich nicht ganz so genau gemessen wurde.
Es sind noch 15 Minuten bis zum Start. Ich verabschiede mich von Michelle und als ich aufblicke, schaue ich schon wieder in die Linse von James Kamera. Ich werde auf Schritt und Tritt beobachtet. Hoffentlich schneidet er die peinlichen Szenen raus.
Kurz darauf stelle ich mich in den Startblock für eine Schwimmzeit zwischen 25 und 30 Minuten. Aber es sind locker 200 Menschen vor mir. Ich habe doch große Zweifel, dass diese alle so schnell schwimmen und wusel mich weiter nach vorne.
1900 Meter schwimmen
Dann geht es auch schon los. Der Startschuss fällt und nach gut 3 Minuten bin ich an der Reihe, mich in die Mosel zu stürzen.
Wilhelm entdeckt mich mit meiner pinken Badekappe und verfolgt meinen Weg ins Wasser mit der Kamera.
Die Schwimmstrecke ist sehr simpel. Man schwimmt an einem kerzengeraden Abschnitt der Mosel, die dank gesperrtem Wehr fast keine Strömung hat. Erst geht es ein paar hundert Meter flussaufwärts und nach einer Wende wieder zurück.
Das Wasser der Mosel ist trüb und braun. Man sieht gerade noch seine eigene Hand vor Augen, viel mehr aber auch nicht.
Ich komme gut voran und kann einige Schwimmer vor mir einsammeln. An der Wende wird es etwas unruhig, aber alles im Rahmen. Auf dem Weg zurück passieren wir nach gut der Hälfte der Strecke wieder den Start-Ziel-Bereich. Es gehen immer noch Menschen ins Wasser.
Die zweite Hälfte
So langsam wird es mir ziemlich warm in meinem Anzug. Freiwillig würde man bei dieser Wassertemperatur eigentlich keinen Neo anziehen, aber für den Zeitvorteil, den der Auftrieb des Neopren bietet, muss man eben etwas leiden.
Ich nehme ein wenig das Tempo raus, um nicht schon im Wasser zu überhitzen, denn der Tag wird noch warm genug.
Dann bin ich nach 1900 Metern auch schon am Schwimmausstieg, wo Helfer die Athleten aus dem Wasser ziehen und die doch recht steile Rampe die Böschung hinaufziehen.
Ich brauche tatsächlich einige Versuche, bis ich mich am Arm eines Helfers aus dem Wasser ziehen kann, denn die Rampe ist ziemlich glitschig und ich rutsche immer wieder zurück in die Mosel.
Als ich es an Land geschafft habe und die Zeitmessung passiere, steht die Uhr bei 29 Minuten. Voll im Soll. Ich bin zufrieden.
Als ich Richtung Wechselzone laufe, werde ich schon wieder von einer Kamera begleitet. Wilhelm filmt mich dabei, wie ich mich auf dem Weg zum Wechsel aus dem Neo pelle. So langsam gewöhne ich mich an die ständige Kamerapräsenz.
90 Kilometer durch Luxemburg und Frankreich
Der Wechsel aufs Rad verläuft reibungslos und so geht es mit Vollgas auf der Straße entlang der Mosel.
Die ersten knapp 40 Kilometer der Strecke sind absolut flach und dementsprechend schnell. Der Tacho zeigt eigentlich kontinuierlich über 40km/h an.
Nach 12 Kilometern fahren wir in besagte Baustelle ein. Es steht ein riesiges Schild davor, das auf das Überholverbot hinweist.
Vom Verbot der Aeroposition steht dort allerdings nichts und so wird es von allen geflissentlich ignoriert. Die fies herausstehenden Gullideckel sind dabei allerdings nicht ganz ohne.
Der Vollidiot
Und wie es dann so ist, gibt es immer einen Vollidioten, der meint, dass er doch überholen muss.
In diesem Fall wäre der junge Mann fast mit dem entgegenkommenden Profifeld kollidiert. Das war wirklich sehr knapp. Die Fahrbahn ist in der Baustelle keine drei Meter breit. Hier zu überholen ist absolut lebensgefährlich.
So wurde der Typ nicht nur von mir wüst angepöbelt, sondern bekam in der Folge von jedem, der ihn nach der Baustelle überholte, eine Ansage.
Nach gut 20 Kilometer kommt die Wende und es geht auf gleicher Strecke zurück. Auf der Gegenfahrbahn wird es immer voller.
Wieder in der Baustelle fühle ich mich wirklich sehr unwohl. Man selbst fährt gut 40km/h und das Feld auf der anderen Seite ist wahrscheinlich auch über 35km/h schnell. Wenn dann zwischen Schulter und Schulter nicht mal ein Meter Abstand ist und das Feld auf der anderen Seite auch noch so voll ist, dann geht es nur noch nach dem Motto “Augen zu und durch”. Wenn jetzt jemand überholt, dann scheppert es richtig.
Da muss ich auch ehrlich sagen, dass ich Ironman nicht verstehe. Gerade nach der Katastrophe von Hamburg.
Ich hätte hier einige Kampfrichter platziert oder eine Kamera und dann jeden direkt disqualifiziert und aus dem Rennen genommen, der in der Engstelle überholt.
Wenn es schon solche, manchmal unvermeidlichen, Gefahrenstellen gibt, dann muss man auch maximal sanktionieren, wenn jemand meint, den Rest der Teilnehmer gefährden zu müssen.
Es geht in die Weinberge
Dann ist das Flachstück zu Ende und es geht nach einer scharfen Rechtskurve durch die Weinberge hinauf in die Höhenlage.
Die Ansage meines Trainers war, die Berge entspannt zu fahren und so lasse ich einige an mir vorbeiziehen. Der Tag ist noch lang.
Die folgende Bergpassage fährt sich recht unrund. 2021 empfand ich die Strecke als super angenehm zu fahren, was aber wohl einfach daran lag, dass sie viel leerer war.
Jetzt war es nicht überfüllt, aber man hatte permanent mehrere Räder vor und hinter sich.
Das machte es schwierig, auf den teils engen Feldwegen zu überholen und in den Abfahrten wurde ich das ein ums andere Mal in den Kurven ausgebremst.
Da ich eher nicht so der Harakiri-Fahrer bin, ließ ich dann öfter lieber mal die Beine hängen, statt auf Teufel komm raus zu überholen. So kommt es, dass ich weniger Watt trete, als ich eigentlich wollte und zweitweise richtig genervt von der Strecke bin.
Mittlerweile ist es verdammt warm geworden. Die Sonne brennt und mir tropft der Schweiß aus dem Helm. Ich genieße die wenigen Abschnitte, die durch schattige Waldgebiete führen. Doch die meiste Zeit geht es in der prallen Sonne durch Luxemburg.
Nach 60 Kilometern ist mein Wasser leer und ich erwarte sehnsüchtig die nächste Verpflegungsstation, die leider noch 10 Kilometer auf sich warten lässt.
Nach einem kurzen Abstecher nach Frankreich kommen wir wieder an die Mosel. Der Weg ist hier zwar flach, aber leider geht es über einen engen und verwinkelten Radweg. Auch hier versuche ich erst gar nicht zu überholen.
Erst auf den letzten Kilometern führt die Strecke wieder über die Straße und ich kann nochmal etwas Fahrt aufnehmen.
So rolle ich in die Wechselzone und bin leistungsmäßig im unteren Bereich der Vorgabe.
Das zahlt sich dann ja hoffentlich auf der Laufstrecke aus.
Der Halbmarathon
Ich schlüpfe in meine Laufschuhe und begebe mich auf die erste der drei Runden.
Die Strecke ist schattenlos und die Mittagssonne knallt ganz ordentlich.
Das erste, was einem auf der Strecke als Verpflegung angeboten wird, ist Red Bull. Nicht gerade das, was ich mir jetzt wünsche. Ich lasse den Stand links liegen. Einen Kilometer später gibt es dann zumindest Wasser. Aber erst nach gut 5 Kilometern kommt die erste richtige Verpflegungsstation. Dort nehme ich ein Maurten Gel mit Koffein, Wasser und Eis. Die hätte ruhig etwas früher kommen können.
Richtig gut fühle ich mich nicht. Michelle hatte mir nach dem Wechsel zugerufen, dass ich Fünfter bin und zwei Minuten Rückstand auf das Podium habe.
Doch aktuell habe ich ein Down. Wird es wieder so laufen wie in Barcelona und auf Lanzarote, wo mir die Hitze auf der Laufstrecke den Stecker gezogen hat? Negative Gedanken und Selbstzweifel machen sich breit.
Als ich nach gut 6 Kilometern Michelle wieder passiere, ruft sie mir zu: “Du bist Dritter. Zwei Minuten auf den Zweiten. Zwei Minuten auf den Vierten”.
Plötzlich ist die Motivation zurück. “Den zweiten Platz hole ich mir!”
Jetzt läuft es
Ich werde vom Gesamtführenden Miki Taagholt überholt und hefte mich an seine Fersen. Er ist auf seinen letzten 3 Kilometern. Ich kann ganz gut mithalten und bin darüber selbst überrascht. Es läuft doch gar nicht so schlecht.
Als er in den Zielkanal abbiegt, muss ich wieder mein eigenes Tempo machen. Ich überhole einen nach dem anderen und stelle mir einfach immer vor, dass ich jedes Mal einen Platz gut mache. Das ist natürlich Quatsch, da die meisten erst auf ihrer ersten Runde sind, aber Triathlon ist ja ein Mind-Game und so hat jeder seine Tricks, den Körper zu überlisten.
Die zweite Runde zieht sich wie Kaugummi und gerade die 5 Kilometer zwischen dem Zielkanal und der ersten Verpflegung sind brutal. Bei Temperaturen jenseits der 30°C ist das schon eine lange Durststrecke.
Ich freue mich immer, wenn ich Michelle passiere, die bei Lara von Incylence und ihrem ganz eigenem Stimmungsnest steht. Der Ballermann lässt grüßen.
Dann ist die zweite Runde geschafft. Die Strecke ist jetzt proppenvoll. Ich lasse nicht abreißen, versuche mein Tempo zu halten und überhole so permanent andere Teilnehmer.
Die letzte Runde des Ironman 70.3 Luxemburg
Mittlerweile schmerzt mein Fuß. Es fühlt sich an, als hätte ich irgendetwas im Schuh, auf das ich trete. Ich kenne das Gefühl schon und weiß, dass da nichts im Schuh ist. Ich beiße die Zähne zusammen, laufe weiter und versuche den Schmerz einfach zu ignorieren.
Dann bekomme ich auch schon mein drittes und letztes Rundenband. Noch ein Kilometer bis zum Ziel. Jetzt kann ja eigentlich nichts mehr schief gehen.
Bei der letzten Verpflegung entsorge ich alle Schwämme, die ich mir auf der Strecke in den Anzug gestopft habe und schließe den Reißverschluss meines Einteilers. Man will ja im Zielkanal ein ordentliches Bild abgeben.
Ich biege auf den roten Teppich ab, der von Menschen gesäumt ist, die mir die Hände entgegenstrecken. Da ich weiß, dass ich genug Zeit auf Platz Drei habe, nehme ich mir die Zeit und klatsche alle ab. Diesen Zieleinlauf genieße ich mal in vollen Zügen.
Geschafft. Wie bereits beim Ironman 70.3 Luxemburg 2021 bin ich Zweiter in meiner Altersklasse geworden.
Mit dem schnellsten Lauf in der Altersklasse konnte ich mich erneut auf das Podium schieben. Ich bin sehr glücklich, dass ich endlich mal wieder meine Laufstärke ausspielen konnte.
After Race
Direkt nach dem Zieleinlauf bekomme ich meine Medaille umgehängt und von James ein Mikro angesteckt.
Ich bin noch total außer Atem, da prasseln schon die Frage des Zielinterviews auf mich ein. Das ist so surreal.
Im Nachhinein hoffe ich nur, dass ich nicht zu viel Unsinn erzählt habe.
Auf dem Weg in den After Race Bereich merke ich dann, dass ich doch ziemlich angeknockt bin. Drei eiskalte Red Bull gehen auf ex in meinen Körper. Dann bin ich bereit für eine heiße Dusche und eine Massage.
Draußen wartet Michelle auf mich. Jetzt gilt es noch fünf Stunden zu überbrücken, denn die Award Ceremony beginnt erst abends um 19 Uhr. Das ist schon echt spät.
Wir schlendern entlang der Laufstrecke und feuern andere Athleten an. Ich bin überglücklich, als wir einen Eissalon finden, der große Flaschen mit kaltem Sprudel verkauft. Ich finde, Sprudel ist nach dem Wettkampf das aller größte – Sprudel und kalte Cola.
Wir setzten uns an den Bacchus-Brunnen, der auch die Finisher-Medaille ziert, und ich lasse die Füße im kalten Wasser baumeln.
So plätschert die Zeit dahin.
Wir schauen uns noch den Zielschluss und die letzten Finisher an, bevor es dann endlich Zeit für die Awards wird.
Auch James kommt nochmal zur Preisverleihung. Es ist mir etwas peinlich, dass ich beim Weg auf die Bühne von ihm mit der Kamera verfolgt werde. Ich bin ja nur der Zweitplatzierte meiner Altersklasse und werde behandelt, als hätte ich das Rennen gewonnen.
Ich freue mich sehr über meine Trophäe.
Wir bleiben natürlich noch bis alle geehrt sind. Da ich aber den Slot für die 70.3 WM in Lahti nicht annehmen möchte, machen wir uns dann auf den Heimweg und bleiben nicht zur Slotvergabe.
Fazit zum Ironman 70.3 Luxemburg 2023
Mein Highlight von Luxemburg bleibt natürlich ganz klar die mediale Begleitung durch James und Wilhelm. Das war ein einmaliges Erlebnis, auch wenn es ganz schön anstrengend war. Das müsste ich jetzt nicht bei jedem Rennen haben.
Aber ich bin natürlich sehr gespannt auf das Ergebnis.
Mein Rennen lief unter dem Strich eigentlich wie geplant. Ich war zwar etwas langsamer unterwegs als 2021, aber dafür war es auch fast 10°C wärmer und die Radstrecke war auf Grund der höheren Teilnehmerzahl auch deutlich schwieriger zu fahren.
Das ist schon ein extremer Kontrast zum Ironman 70.3 Luxemburg 2021 und zeigt auch deutlich, dass die Auslastung bei regulären Ironman Rennen einfach zu groß ist.
Im vorderen Teil des Feldes geht das ja noch, aber wenn man das große Mittelfeld betrachtet, dann hat das auf der Radstrecke mit Triathlon nur noch bedingt etwas zu tun. Ich unterstelle den meisten auch gar keine Absicht, es ist schlicht und einfach nicht möglich, bei so vielen Startern den Abstand einzuhalten.
Vielleicht muss man den Rolling Start noch krasser entzerren, damit weniger Leute zeitlich auf die Strecke gehen oder eben doch das Teilnehmerfeld etwas limitieren.
Ansonsten ist der Ironman 70.3 Luxemburg eine rundum tolle und perfekt organisierte Veranstaltung in einer landschaftlich sehr schönen Region Europas.
Strava Aktivitäten zum Ironman 70.3 Luxemburg 2023: swim – bike – run
Infos zum Ironman 70.3 Luxemburg auf der Veranstalter Webseite