Es müssen nicht immer die großen Rennen sein. Der Churfranken Triathlon in Niedernberg bei Aschaffenburg ist ein super organisierter kleiner Triathlon, bei dem ich am vergangenen Sonntag über die olympische Distanz gestartet bin.
Da in meinem Wettkampfkalender zwischen dem Ironman 70.3 Luxemburg Mitte Juni und dem Ironman Kopenhagen Ende August noch eine große Lücke klaffte, war ich auf der Suche nach einem Rennen, um diese zu füllen.
Ich suchte nach einem Triathlon über die olympische Distanz, der nicht zu weit entfernt ist und irgendwann im Juli stattfindet. Fündig wurde ich beim Churfranken Triathlon, der sowohl einen Sprint, als auch einen Olympischen Triathlon anbietet.
Lediglich die Beschreibung der Radstrecke ließ mich kurz zögern. Bei vier Runden a 10 Kilometer auf einer sehr flachen Strecke, stellte ich mir die Frage, ob das nicht etwas voll wird auf der Strecke. Auf meine Nachfrage im Triathlon-Forum wurde ich allerdings beruhigt, dass die Strecke gut fahrbar ist.
Nach kurzer Nachfrage beim Coach stand der Anmeldung nichts mehr im Wege.
Churfranken Triathlon
Wir mussten am Sonntagmorgen doch recht zeitig los, da ich vor 7:30 Uhr meine Startunterlagen abholen musste.
An der Hans-Hermann-Halle in Niedernberg angekommen, war noch nicht viel los. So ging es sehr zügig und ich konnte alles ganz gemütlich vorbereiten.
Der Zieleinlauf ist direkt an der Halle und die Wechselzone knapp 500 Meter entfernt auf einem Parkplatz direkt am See.
Der Start befindet sich am Honisch Beach. Ein schöner kleiner Strand an einem idyllischen See, der in der Morgensonne funkelt.
Apropos Sonne: Es ist jetzt schon ziemlich warm. Gemeldet sind für heute bis zu 38°C.
Um 9 Uhr startet die Sprint Distanz. Das Leistungsspektrum ist enorm. Während die ersten nach knapp sieben Minuten schon fast aus dem Wasser sind, gehen die letzten gerade erst rein und schwimmen wie Geisterfahrer ins Spitzenfeld. Da schwimmen sie schon Brust und sehen offenbar trotzdem nichts. Und warum die Kajakfahrer das Feld nicht trennen, sondern vom Rand aus beobachten, erschließt sich mir auch nicht. Zum Glück kann das auf der Schwimmstrecke der OD nicht passieren. Denn auf der Olympischen wird quasi eine Triangel geschwommen und nicht einfach hin und zurück.
Kurz bevor es losgeht, ist immer noch ein vereinzelter Schwimmer der Sprintdistanz auf der Strecke und schwimmt Altdeutsch-Rücken, allerdings ohne die Arme zu bewegen.
1500m Schwimmen
Um 9:40 Uhr beginnt der Rolling-Start der OD. Ich stelle mich etwa in die achte Reihe. Es sind also gut 20 Schwimmer vor mir.
Der See hat über 23°C und somit ist der Wetsuit natürlich verboten.
Es geht los und ich schwimme hart an, muss aber schnell feststellen, dass die Gruppe vor mir viel zu schnell für mich ist. Das Loch ist jetzt schon riesig. So bin ich bis zur ersten Boje alleine unterwegs und sehe, wie sich das Feld vor mir entfernt. Als ein Pärchen an mir vorbei zieht, hänge ich mich an deren Füße, muss aber schwer arbeiten, um an ihnen dran zu bleiben. Bis zum Australian Exit gelingt mir das noch, doch auf der zweiten Runde muss ich sie leider ziehen lassen.
Zum Glück finde ich aber noch ein paar Füße, denen ich folgen kann. So komme ich bis zum Schwimmausstieg in den Genuss des Wasserschattens.
Ich hatte mir eigentlich etwas mehr als 24:57 ausgerechnet, aber ohne Neo bin ich halt einfach deutlich langsamer unterwegs.
40km Radfahren
Die Radstrecke ist flach und schnell, wären da nicht die vielen 90° Kurven und Wendepunkte, die einen ständig aus dem Rhythmus bringen. Ich glaube, es gibt keinen Kilometer, den man unterbrechungsfrei fahren kann. So heißt es immer wieder Oberlenke, Kurve und Antritt.
Auf der ersten 10 Kilometer Runde ist die Strecke noch recht leer. An einem Wendepunkt zähle ich 18 Fahrer, die vor mir sind.
In der zweiten Runde füllt es sich, aber es ist absolut im Rahmen. Ab und zu muss man sich den Weg frei brüllen, aber alles in allem problemlos. Viel mehr als die gut 200 Starter dürfen es aber nicht sein.
Auch die folgenden beiden Runden sind kurzweilig. Ich fahre eigentlich permanent links und überhole das Feld. Überholt werde ich nur einmal. Meine Position kann ich nur raten.
Nach 40 Kilometern und 1:02:45 rolle ich in die Wechselzone. Die Abstiegszone kommt so knapp nach einer Kehre und einer kurzen Abfahrt, dass ich auf Stunts verzichte und einfach zum Abstieg anhalte.
10km Laufen
Der Wechsel geht fix von der Hand und ich begebe mich auf die Laufstrecke.
Zuerst geht es die gut 500 Meter zum Finishbereich und dann auf gleicher Strecke zurück an den See, den es dann zu umrunden gilt.
Die Straße zur Hans-Hermann-Halle flirrt vor Hitze und die heiße Luft lässt den Mund austrocknen. Am Wendepunkt gibt es nasse Schwämme und Wasser. Das tut gut.
Es geht zurück zum See. Ich freue mich auf die Seerunde, da ich vermute, dass sie im Schatten der Bäume liegt.
Doch leider stellte sich das als Irrglaube heraus. Der Großteil der Strecke liegt in der prallen Sonne.
Es geht auf sehr welligem Terrain und losem Untergrund um den See. Die Luftfeuchtigkeit am See ist hoch. In der Luft tanzen große weiße Bällchen aus Pollen. Da freut sich der Allergiker.
Die Strecke und die Hitze kosten Kraft. Von meiner angestrebten Pace bin ich seit dem ersten Kilometer weit entfernt. Ich bin etwas enttäuscht, aber mehr geht nicht, wenn ich auch noch die zweite Runde einigermaßen durchlaufen will.
Es geht eine Böschung hoch und durch ein Getreidefeld. Wie trocken kann Luft eigentlich sein?
Zum Glück wartet am Ende des Weges ein Wasser-Stand und Supporterkeule, der ordentlich Alarm macht.
Am Ende der Seenrunde wartet Michelle. Mehr als ein Ächzen bringe ich nicht mehr raus.
Es geht am Strand vorbei, hoch Richtung Wechselzone und wieder Richtung Zielbereich. Mein Mund ist trocken. Als würde dir jemand einen Fön direkt vor das Gesicht halten. Wie sehr kann man sich auf einen nassen Schwamm freuen?
Die zweite und letzte Runde
Mittlerweile füllt sich auch die Laufstrecke. Bei zwei, drei Läufern, die ich überhole, bin ich mir sicher, dass sie auf dem Rad vor mir waren. Ich müsste also etwa auf dem zehnten Platz liegen, denke ich mir.
Meine Pace wird langsamer, aber die wellige Strecke, die auch einige Richtungswechsel bereithält, fordert ihren Tribut. Dazu noch der lose Untergrund. Nicht mein Lieblingsterrain. Ich bin ja eher Team Asphalt.
Dann passiere ich ein letztes Mal den Honisch Beach. Was würde ich jetzt geben, ins kalte Wasser zu springen. Auf der kurzen Steigung zur Wechselzone beisse ich nochmal die Zähne zusammen und es geht ein letztes Mal die Straße entlang zum Zielbereich.
Es geht auf den roten Teppich und durch den Zielbogen. Geschafft. Immerhin unter 40 Minuten. Ich schnaufe wie eine alte Dampflock.
Im After-Race Bereich trinke ich erstmal einen Liter eiskaltes Wasser und schütte mir Wasser aus dem bereitgestellten Bottich über den Kopf. Ich muss mich hinsetzten.
Es gibt kaltes alkoholfreies Weißbier. Nach einem Liter davon geht es mir besser und ich tapse nach draußen, wo Michelle auf mich wartet.
Das Live Tracking funktioniert nicht und so habe ich erstmal keine Ahnung, wie meine Zeit und Platzierung ist. Ein Bier später ist das Ergebnis dann online abrufbar. 5 Platz Gesamt. Ich bin ziemlich überrascht. Da habe ich wohl im Tunnel mehr Leute eingesammelt, als gedacht.
Die größte Überraschung ist allerdings, dass ich die zweitschnellste Zeit gelaufen bin. Ich habe wohl unterschätzt, wie viel Zeit die Strecke und das Wetter kosten.
Spätestens jetzt bin ich super zufrieden. Vor allem, weil ich in der Top 10 doch mit Abstand der Älteste bin.
So warten Michelle und ich noch auf die Siegerehrung, wo ich als Prämie ein schönes Handtuch bekomme, das ich postwendend, nach einer erfrischenden Abkühlung im See, zum Einsatz bringen kann.
Fazit zum Churfranken Triathlon
Ich bin ja ein großer Fan von kleinen lokalen Triathlon Rennen. Von den Vereinen vor Ort unterstützt, gut organisiert und schön mit Kaffee- und Kuchenstand nach dem Rennen. Vielleicht ist nicht alles perfekt, aber dafür mit Herzblut. Es gab sogar eine wirklich schöne Medaille. Und das alles zum fairen Kurs.
Der Churfranken Triathlon bekommt definitiv zwei Daumen hoch. Ich hatte einen schönen Sonntag in Bayern und kann mir gut vorstellen, hier nochmal zu starten.
Doch jetzt gilt erstmal voller Fokus auf den Ironman Copenhagen.
Strava Aktivitäten zum Churfranken Triathlon 2023: swim – bike – run
Infos zum Churfranken Triathlon auf der Veranstalter Webseite