Halbjahresbilanz 2020 – Training ohne Wettkampf

Es ist eine ganze Weile her seit ich hier das letzte Mal etwas geschrieben habe. Eigentlich wollte ich schon längst einen Bericht zur aktuellen Situation verfassen, aber die Motivation ließ etwas zu wünschen übrig. Außerdem liegen mir Rennberichte irgendwie mehr.


Eigentlich sollte jetzt an dieser Stelle der Rennberichte zum Ironman Lanzarote erscheinen. Aber wie ihr wisst, sind fast alle Triathlonrennen abgesagt. Außerdem wäre eine Reise nach Lanzarote gar nicht möglich gewesen, denn die Einreise war untersagt und der Flug storniert.
Stattdessen will ich einfach mal berichten, was ich aktuell so treibe, quasi eine Halbjahresbilanz.

Der Saisonstart

Die Saison startete für mich ja richtig gut: ein erster Platz beim Swim & Run in Darmstadt, eine neue Halbmarathon-Bestzeit in Frankfurt und der Gewinn eines Startplatz für den Ironman Lanzarote. Dazu die bereits erreichte Qualifikation für die Ironman Weltmeisterschaft auf Hawaii im Oktober nach einer tollen Saison 2019. Es hätte ein geiles Jahr werden können.
Tja, und dann kam der blöde Virus.

Halbjahresbilanz  Swim & Run Darmstadt

Jetzt sind fast alle Rennen abgesagt oder in den Spätsommer verschoben. Auch der Ironman Hawaii wird 2020 nicht stattfinden.
So ist mein Rennkalender auf den Ironman 70.3 in Zell am See und den Frankfurt Marathon zusammengeschrumpft. Ich bin sehr gespannt ob, und wenn ja in welcher Gestalt, die Rennen stattfinden werden.
Solange kein wirksamer Impfstoff verfügbar ist, sehe ich allerdings schwarz, dass es Rennen werden, wie wir sie kannten. Sportveranstaltungen mit mehreren 1000 Sportlern aus aller Welt, plus Zuschauer, Helfer, Sanitäter, etc., das kann ich mir aktuell einfach nicht vorstellen. Es geistern ja diverse Konzepte zur Durchführung durch die Medien. Ich bin mir noch nicht ganz sicher, ob die Teilnahme dann Spaß machen wird.

Das ist natürlich für ambitionierte Hobbysportler eine harte Situation, denn Wettkämpfe sind doch das was uns antreibt. Das Salz in der Suppe.
Für mich sind die Wettkämpfe die Motivation für mein Training. Sich neue Ziele stecken, sei es eine neue Bestzeit oder einfach das Finish, verbunden mit einer Städtereise oder Urlaub am Meer. Das ist ohne Wettkampf schwierig.

Halbjahresbilanz – Virtuelle Rennen

Klar kann man auch seinen eigenen “Wettkampf” gestalten und den Marathon gegen sich und die Uhr laufen, aber das funktioniert für mich nur bedingt.
Ich konnte und kann mich im Training nie so motivieren und verausgaben wie im Wettkampf. Für eine Bestleistung brauche ich den Wettstreit. Ich brauche den “Gegner” um über mich hinauszuwachsen. Eine neue Marathon Bestzeit beim Sololauf am Rheinufer? Für mich undenkbar.
Und selbst wenn. Die Zeit wäre nicht offiziell, nicht bestenlistenfähig, nicht “real”. Das mag für viele komisch klingen, aber für mich persönlich hätte es einen faden Beigeschmack.

Trotzdem habe ich in letzter Zeit an einigen virtuellen Rennen teilgenommen.
Die Ironman VR Serie habe ich eher beiläufig im Rahmen des Trainingsplans “mitgenommen”. Die Ergebnislisten sind so absurd, dass es mich auch nicht wirklich interessiert. Das es manchen Leuten nicht peinlich ist, eine 40km Radfahrt mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von über 60km/h zu veröffentlichen?
Die Olympische Distanz im Rahmen des Corona-Triathlon hat auch Spaß gemacht. Jetzt stehen noch der St. Pauli “Lauf gegen Rechts” und der Corona-Halbmarathon auf dem Zettel. Außerdem werde ich bei der Ironman VR 70.3 Challenge mitmachen, da hier das Regelwerk doch etwas fairer ist.

Halbjahresbilanz  Corona Triathlon

Eine glückliche Fügung ist, dass ich diese Saison erstmals für das Regionalliga Team des FC St. Pauli starten wollte. Die Rennen sind zwar fast alle abgesagt, aber es wurde mit der Zwift Tri Series eine Alternative geschaffen.
Jeden Sonntag findet jetzt ein virtuelles Rennen auf Zwift statt, an dem Teams aus allen Deutschen Triathlon Ligen teilnehmen. Der Vorteil bei Zwift ist, dass es sich dabei um eine recht gut entwickelte Software handelt, bei der schon eher ein realistischer Leistungsvergleich möglich ist. Die Zwift-Rennen sind allerdings etwas knifflig, da sie ihre ganz eigenen Regeln und Dynamiken haben. Mir fehlt da einfach die Erfahrung, aber auch die Leistungsfähigkeit. Ich versuche gar nicht erst bei einem 700 Watt Sprint mitzugehen. Aber es macht auf jeden Fall richtig Bock, da hier echtes Wettkampffieber aufkommt und man sich in relativ kurzer Zeit komplett abschießen kann. Ich freue mich auf jeden Fall auf die nächsten Sonntage.

Ironman Hawaii

Ich bin auch sehr froh, dass Ironman bereits jetzt Klarheit bezüglich der Weltmeisterschaft auf Hawaii geschaffen hat.
Im nächsten Jahr wird es zwei Rennen auf Hawaii geben. Eine WM im Februar, als Nachholtermin für 2020, und dann das reguläre Rennen im Oktober. Noch glücklicher war ich darüber, dass Ironman den bereits qualifizierten Athleten die Wahl gelassen hat, ob man im Februar oder im Oktober starten will. Ich habe ohne zu Zögern die Oktober Option gewählt.
Dafür gab es mehrere Gründe. 
Im Februar ist Hauptsaison auf Hawaii. Ergo ist es entsprechend noch kostspieliger.
Ein Rennen im Februar bedeutet, dass man den Trainingspeak im Dezember hat. Nicht gerade die beste Jahreszeit um sich intensiv auf eine Langdistanz vorzubereiten.
Desweiteren glaube ich nicht, dass im Februar besonders viele Qualifier am Start sein werden und das Startfeld mit Sportlern aus dem Legacy-Programm aufgefüllt wird. Es wären also nicht unbedingt die besten Triathleten der Welt am Start.
Der wichtigste Punkt für mich ist aber, dass je weiter das Rennen in der Zukunft liegt, desto größer die Wahrscheinlichkeit, dass es unter normalen Bedingungen stattfinden kann (Zu dem Thema gab es auch einen Artikel auf TriMag, wo ich zu Wort gekommen bin).

Halbjahresbilanz = das Training geht weiter

Ich habe mich jetzt also darauf eingestellt, dass dieses Jahr einfach ein Trainingsjahr wird und es nächstes Jahr auf Lanzarote und Hawaii richtig abgeht.
Ich trainiere weiterhin nach den Plänen, die mir mein Coach Mättz von running green Hamburg schreibt.
Der Sport gibt mir in der aktuellen Lage noch mehr als sonst. Nämlich “Normalität” und Struktur. Die Lauf- und Radeinheiten sind einfach eine schöne Ablenkung und das perfekte Wetter tut sein übriges. 
Seit letzter Woche haben auch die ersten Freibäder wieder auf. Da es in meiner Region keine geeigneten Gewässern für ein Freiwassertraining gibt, bin ich darüber wirklich froh. Ich hätte nie gedacht, dass ich das Schwimmen mal so vermissen werde.

Freibad Ingelheim

Hoffen wir mal, dass an dieser Stelle Ende August ein Bericht über das 70.3 Rennen in Österreich erscheint und die zweite Halbjahresbilanz etwas positiver ausfällt. Ansonsten schaut mal auf meinem Instagram Profil vorbei, wenn ihr wissen wollt, was ich gerade so treibe.

Bleibt gesund, wir sehen uns an der Startlinie… irgendwann!