Nach 2 Jahren Coronapause ist auch der traditionsreiche Binger Stadtlauf zurück. Am ersten Sonntag des Binger Winzerfests geht es über 10 Kilometer und vier Runden durch die Binger Innenstadt.
Da es uns ganz gut in den Terminkalender passte und wir es auch generell gut finden, lokale Sportevents zu unterstützen, waren wir nach 2018 zum zweiten Mal am Start.
Im Vorfeld hatte ich einen kurzen Blick in die Startliste gewagt. Dabei ist mir ein Name aufgefallen und nach der Eingabe in die Google-Suche war klar, dass ein Sieg für mich unerreichbar sein würde. Gegen einen 30-Minuten-Läufer sehe ich leider kein Land.
Damit stand mein Ziel fest: besser als beim letzten Mal, also unter 35 Minuten und damit eine neue persönliche Bestzeit. Vielleicht reicht das ja sogar für den zweiten Platz.
Binger Stadtlauf
Schon schön, wenn man nur 5 Gehminuten vom Start entfernt wohnt. Auf dem Weg noch meine Mutter abgeholt. Das Wetter ist perfekt. Windstill, bewölkt, 19°C.
Dass man bei einem Laufevent in der Heimatstadt viele bekannte Gesichter und Familie sieht, ist klar. So standen wir nach der Abholung der Startnummer im Start-Ziel-Bereich und unterhielten uns, während diverse Schülerläufe gestartet wurden.
Schon immer sehr ulkig die Kleinen zu sehen, wie sie 100 Meter all-out rennen und dann komplett hochgehen.
Nach einer kurzen Aufwärmrunde standen wir dann an der Startlinie und pünktlich um 12:10 fiel der Startschuss.
Der Favorit schlug natürlich direkt ein Pace jenseits der 3:10 an. Da muss ich gar nicht erst versuchen dran zu bleiben und ich konzentriere mich lieber auf mein eigenes Tempo.
Zwei weitere versuchten allerdings zumindest mitzugehen. Mal sehen, wie lange sie das durchhalten.
Die Strecke ist eigentlich recht flach, wäre da nicht die Hospitalstraße, die nach etwa 500 Metern mit einer 150 Meter langen 10% Steigung wartet.
Da schießt natürlich jedes Mal schön der Puls nach oben.
Kurz vor der Steigung kann ich schon auf den dritten Platz laufen.
In der Steigung springt der Pace kurz über 4 Minuten. Dann geht es über Kopfsteinpflaster in die Fußgängerzone. Stimmungsnest. Erster Kilometer unter 3:30. Das läuft doch ganz gut.
Die erste Runde liege ich voll im Soll und kann zu Beginn der zweiten Runde den zweiten Platz erobern.
Ab da laufe ich eigentlich nur noch vor meinen imaginären Verfolgern davon, denn ich drehe mich nicht um und bilde mir ein, dass mir jemand auf den Fersen ist. Ich versuche kontrolliert die zweite Runde zu beenden und bin überrascht, dass ich mich nach 5 Kilometern noch richtig frisch fühle.
Es geht zum dritten Mal die Hospitalstraße hoch. Diesmal tut es schon mehr weh und oben angekommen, bin ich gut am Keuchen. Durchschnaufen, Tempo aufnehmen. Von der Stimmung in der Stadt etwas antreiben lassen und dann geht es auf die letzte Runde.
Keine Ahnung, wie viel Vorsprung ich habe, aber mein Ziel ist, dass die Pace unter 3:30 bleibt. Einmal muss ich noch die Steigung hoch. Hier gilt es nicht zu viel Zeit zu verlieren, aber auch nicht komplett zu überzocken. Geschafft. Jetzt kann eigentlich nicht mehr viel schief gehen. Auf dem letzten Kilometer nochmal alles reinwerfen. Michelle überholt, aber keine Kraft, etwas zu sagen. Lustigerweise nimmt auch Michelle mich nicht wahr. Auch für sie geht es um eine neue persönliche Bestzeit.
Im Zielkanal schaue ich erstaunt auf die Zieluhr: 33:56 – 33:57 – 33:58 – 33:59 – Finishline.
Krass. Mit einer 33er Zeit hätte ich nie gerechnet. Hat es noch gereicht, unter 34 Minuten zu bleiben? Müsste eigentlich.
Dann warte ich auf Michelle und bin überrascht, dass sie schon so früh um die letzte Kurve biegt. Wenn da mal nicht jemand seine 10 Kilometer Zeit deutlich verbessert hat.
Am Ende haben wir beide eine neue Bestzeit und unsere Altersklasse gewonnen. Ich kann mich zudem noch über den zweiten Platz freuen. Tim Könnel hat erwartungsgemäß mit großem Abstand gewonnen und mit 30:35 einen neuen Streckenrekord aufgestellt. Chapeau!
In der Ergebnisliste des Binger Stadtlauf stehe ich auf Platz 2 mit 34:00,817 – ich ärgere mich doch ziemlich darüber, dass ich so knapp an der Sub34 vorbeigeschrammt bin. Immer noch!
Nichts desto trotz ein optimaler Testlauf für den Ironman Hawaii.
Es folgt noch die Siegerehrung, bei der es Gutscheine und eine Flasche Wein gibt. Ich hätte ja lieber, wie die Kinder, statt des Weines einen Eisgutschein bekomme. So freute sich meine Oma über das alkoholische Präsent.
Michelle und ich schlendern gemütlich bei strahlendem Sonnenschein am Rheinufer nach Hause, jeder mit einer Tüte Eis in der Hand. Sowas von verdient!
Strava Aktivitäten zu diesem Rennen
Infos zum Binger Stadtlauf auf der Veranstalter Webseite