Als Bocki ankündigte, im September einen Triathlon in Ratzeburg mit dem vielversprechenden Namen „Bockis Biest“ zu organisieren, habe ich umgehend ein Airbnb in Ratzeburg gebucht, noch bevor die Anmeldung für das Rennen öffnete.
Wenn Bocki, der in der Triathlon Szene nicht nur als Ex-Profi, sondern vor allem als Blogger und Podcaster bekannt ist, zusammen mit dem Ironman Weltmeister Sebastian Kienle ein Rennen veranstaltet, dann kann das ja eigentlich nur gut werden.
Das Rennen sollte den 2015 eingestellten Ratzeburg Inselstadt Triathlon, eines der ältesten und traditionsreichsten Triathlon-Rennen in Deutschland, wiederbeleben.
3 Kilometer Schwimmen, 120 Kilometer Radfahren und 30 Kilometer Laufen, eine ungewöhnliche Distanz irgendwo zwischen Mittel- und Langdistanz, waren geplant.
Für Michelle und mich war klar, dass wir dabei sind und Bockis Biest der Abschluss unserer Triathlon-Saison 2024 werden würde.
Anfang August kam dann die E-Mail mit der Info, dass das Biest aufgrund von Genehmigungsproblemen kurz vor der Absage stand und nur durch eine Verkürzung der Wettkampfstrecke gerettet werden konnte.
Ich war gar nicht besonders traurig darüber, dass die Strecke auf 2-82-20 verkürzt wurde. Eine kurze Mitteldistanz kommt mir nach der harten Saison doch ziemlich gelegen.
Für den Organisator aber sicherlich nicht so schön, so kurz vor der Veranstaltung noch einmal komplett umplanen zu müssen.
Die Tage vor Bockis Biest
Freitag
Am Freitagmorgen laden wir unser Wettkampf-Equipment und die Räder in den Volvo. Mittlerweile sind wir darin sehr geübt und so geht es zeitig auf die gut sieben stündige Fahrt in den Norden.
Erstaunlicherweise kommen wir ohne Stau in Ratzeburg an.
Nachdem wir unsere sehr schöne Ferienwohnung bezogen hatten, ging es auch direkt zum Testschwimmen im Küchensee, an dem die Inselstadt Ratzeburg liegt.
Das Eventgelände liegt direkt am malerischen See. Aussteller wie Incylence, Ryzon und Pillar Performance sind bei einem Rennen dieser Größe doch sehr ungewöhnlich. Das Rennen ist zwar klein und familiär, aber das ganze Drumherum erwartet man doch eher bei größeren Events und auch eine Sailfish Swim Night kennt man ja sonst nur von großen Rennen.
Wir holen noch unsere Startunterlagen, die in einem schicken Rad Race Turnbeutel verpackt sind, der auch noch eine Bockis Biest Trucker Cap beinhaltet.
Dann gehen Michelle und ich noch 20 Minuten schwimmen. Der Küchensee ist eine tolle Schwimmstrecke.
Die DLRG behauptet, dass die Wassertemperatur 22°C beträgt, aber wir sind uns einig, dass es kälter sein muss.
Samstag
Am Samstagmorgen laden Incylence und Sebastian Kienle zum Community Run. Allerdings ist mir die 7 Kilometer Runde um den See zu lang und der Pace zu langsam, so dass ich nach gut 10 Minuten umkehre und meinen Aktivierungslauf alleine vollende.
Mittags geht es dann zum Race Briefing und auch das ist ganz besonders,
Die Lokation befindet sich in einem alten Kinosaal mit Loge im Burgtheater Ratzeburg. Schade, dass es solche Kinos heute kaum noch gibt.
Die Wettkampfbesprechung hält kein geringerer als Sebi Kienle. Doch das Highlight ist sicherlich das emotionale Interview mit Bocki, in dem er erzählt, wie es von der Idee bis zur Realisierung des Rennens kam.
Auf jeden Fall eine Wettkampfbesprechung, bei der es sich gelohnt hat, anwesend zu sein und mal nicht nur die Powerpoint Folien vorgelesen wurden, die man sich auch selbst online hätte anschauen können.
Im direkten Anschluss wurde zur Pasta Party geladen. Nudeln und alkoholfreies Bier für alle und in ausreichender Menge wurden im Gewölbekeller des Kinos ausgegeben.
Wir haben uns natürlich wieder so festgequatscht, dass wir fast als letzte das Kino verlassen haben.
Aufgrund der Nähe zu Hamburg treffen wir viele bekannte Gesichter und so ist das Wochenende auch ein großes Wiedersehen mit Menschen, die wir sonst nicht so oft sehen, was den familiären Charakter des Rennens noch verstärkt.
Bike Check-In
Als nächstes steht der Bike Check-In auf der Tagesordnung.
Auch die Wechselzone ist bei Bockis Biest etwas ganz besonderes und einmaliges, denn die Wechselzone befindet sich auf einem schmalen Damm, der einmal durch den Küchensee geht und Ratzeburg mit dem anderen Ufer verbindet. Die Wechselzone befindet sich also quasi auf dem See.
Nachdem die Räder aufgehängt sind, gehen wir zur Abkühlung nochmal an den kleinen Strand und schwimmen noch eine kurze Runde.
Ständig sieht man Bocki, der permanent in Aktion ist. Gitter schleppen, Stapler fahren, Teppich verlegen und noch tausend Dinge mehr. Dabei immer mit einem Strahlen im Gesicht und jederzeit für einen kurzen Plausch zu haben. Man sieht ihm an, dass er wirklich einen riesen Spaß dabei hat, das Rennen zum Erfolg zu machen.
Wir sind uns sicher, dass es mindestens vier Bockis geben muss. Einer allein kann das unmöglich leisten.
Bockis Biest – Race Day
Um 4:30 Uhr klingelt der Wecker, denn der Start ist bereits um 7 Uhr. Das Pre-Race Ritual beginnt.
Um 6 Uhr stehen wir in der Wechselzone, die in der Morgendämmerung noch schöner ist als am Tag. Nachdem alle Handgriffe erledigt sind, machen wir uns für den Start bereit.
Am Eingang zum Schwimmstart steht Sebi und wünscht jedem persönlich ein gutes Rennen. Es sind diese Kleinigkeiten, die das Biest besonders machen.
2000 Meter Küchensee
Pünktlich um 7 Uhr wird das Rennen gestartet. Es gibt einen Landstart. Ich stehe in der zweiten Reihe, denn von den Jungs vor mir weiß ich, dass sie deutlich schneller sind als ich.
Wir rennen ins Wasser und nach wenigen Metern geht es los.
Ich schwimme für meine Verhältnisse ziemlich hart an und bin dann auch extrem überrascht, dass ich für die ersten 500 Meter nur 7:11 Minuten gebraucht habe. Das ist für mich viel zu schnell. Wenn ich so weiter schwimme, dann ist das Rennen für mich zu Ende, bevor es überhaupt richtig angefangen hat. Ich lasse die Gruppe reißen, habe aber Glück und finde eine weitere Gruppe, die ein Tempo schwimmt, das ich bis zum Ende mitgehen kann.
Auf dem Rückweg schwimmen wir direkt auf die aufgehende Sonne zu. Bojen sind zwar nicht mehr auszumachen, aber man konnte einfach auf die Sonne zu schwimmen.
Wenn das bei der Streckenplanung so beabsichtigt war, dann wurden Sonnenstand und Schwimmstrecke perfekt aufeinander abgestimmt.
Das Tempo ist immer noch hoch, aber nun in einem Bereich, der meiner Fähigkeit entspricht. Als die Zwischenzeit nach 2000 Metern auf meiner Uhr angezeigt wird, ist das Ufer noch gut 100 Meter entfernt und so bin ich mit den 32:44, die am Ende zu Buche stehen, sehr zufrieden.
82 Kilometer Hügelland
Ich schnappe mir meinen Wechselbeutel, pelle mich aus dem Neo und stopfe alles in den Beutel. Socken und Startnummer an und es geht Richtung Rad.
Mein Rad hängt relativ weit hinten auf dem Damm, sodass ich es nur ein kurzes Stück schieben muss.
Man muss relativ fix in den Schuhen sein, denn kurz nach der Wechselzone kommt eine kurze, aber ziemlich steile Rampe. Nachdem man einen kleinen Berg erklommen hat, geht es auf dem Zubringer zur Radrunde, die man zweimal fahren muss.
Hier ist der Asphalt nahezu perfekt. Die baumbestandenen Alleen, die im Morgenlicht liegen, sind eine Radstrecke wie aus dem Bilderbuch. Leicht wellig geht es durch das Ratzeburger Hügelland.
Die ersten Kilometer bin ich fast alleine und genieße die tolle Strecke.
Irgendwann bildet sich eine kleine Gruppe von sechs Fahrern und bleibt bis zum Ende der gut 82 Kilometer zusammen.
Wieder in der Wechselzone werden die Räder einfach der Reihe nach aufgehängt. Es sind noch nicht viele Räder abgestellt worden. Ich bin auf jeden Fall in den Top 20.
Da in der Startliste einige bekannte Namen von ziemlich starken Altersklassen-Athleten stehen, bin ich damit mehr als happy.
Es geht über den geschotterten Kleinbahndamm zurück zu den Wechselzelten.
Ich bin froh, dass ich schon auf dem Rad die Socken angezogen habe, denn es ist schon fies, über die kleinen Steinchen zu rennen und die Socken dämpfen zumindest ein wenig.
Zweimal um den Küchensee
Ich schlüpfe in meine Laufschuhe und los geht’s.
Im Vorfeld wurde mehrfach darauf hingewiesen, dass die Laufstrecke nicht einfach ist. Sie ist nicht nur sehr wellig, sondern auch recht trailig. Es wurde explizit vor hochaufgebauten Superschuhen gewarnt.
Ich entschied mich dazu, meine alten Nike Vaporfly, die ich mir beim Alpe d’Huez kaputt gelaufen habe, nochmal mit ordentlich viel Kleber wiederzubeleben.
Im Nachhinein keine schlechte Wahl und die geklebten Sohlen haben sogar bis zum Ende gehalten.
Kurz nach der Wechselzone geht es vorbei am Eventgelände, wo die Incylence Crew ordentlich Alarm macht und der Announcer jeden persönlich in Empfang nimmt und auf die Strecke schickt.
Danach wird es allerdings einsam.
Es geht über Waldwege um den Küchensee herum. Der Untergrund ist so, wie man ihn von Waldwegen kennt: Schotter, Sand, Matsch, Wurzeln und Steine. Man muss schon aufpassen, wo man hintritt.
Die Strecke liegt fast vollständig im Schatten, was bei Temperaturen um die 30°C eine Wohltat ist. Aber das Profil ist sehr fordernd.
Ich laufe die erste Runde komplett alleine. Ich muss also nicht nur aufpassen, wo ich hintrete, sondern auch auf die Weg Markierungen achten.
Wieder in Ratzeburg passiert mir ein kleines Malheur, denn ich missinterpretiere eine Streckenmarkierung und finde mich auf der Terrasse eines griechischen Restaurants wieder. Da bin ich wohl zu früh links abgebogen.
Die zweite Runde
Wieder vorbei an der Incylence Crew geht es auf die zweite Runde und ich bin wirklich froh, dass es keine dritte geben wird.
Ich höre, dass nur wenige Meter hinter mir noch ein Läufer unterwegs ist und seine Schritte kommen immer näher.
Da sich in den Tagen nach dem Binger Stadtlauf aber mein Knöchel wieder leicht gemeldet hat, will ich heute nicht ans Limit gehen und entscheide mich, den Verfolger vorbeiziehen zu lassen.
Ich versuche an ihm dran zu bleiben, aber auf den Bergab Passagen läuft er die Waldwege in einem Tempo hinab, das ich mich auf dem Untergrund nicht zu laufen traue.
Sobald es bergauf geht, kann ich zwar immer wieder aufholen, aber näher als 20 Meter komme ich nicht mehr heran.
Als wir einen Läufer überholen, sagt dieser mir, dass ich jetzt Vierzehnter bin. Damit bin ich mehr als zufrieden und verwerfe in dem Moment den letzten Gedanken an eine finale Attacke.
Ein besonderer Zieleinlauf
Es geht nochmal an der Support Crew vorbei und dann Richtung Zielbogen.
Hier wird für jeden Finisher ein Zielband gespannt, da ich aber nur wenige Sekunden hinter dem vor mir platzierten Läufer bin, schaffen es die Kids nicht, das Band schnell genug wieder in Position zu bringen.
Ich nehme die hart verdiente Biest-Medaille in Empfang und auch hier steht wieder Sebi und klatscht die Finisher ab.
Im Zielbereich gieße ich mir erstmal eine Flasche Wasser über den Kopf und gönne mir drei Dosen der österreichischen Koffein Brause.
Nach einem kurzen Schnack im Ziel, geht es zur Abkühlung in den See.
Vorher erspähe ich noch Michelle, als sie auf ihre zweite Runde geht.
Ich springe in den See. Das kalte Wasser ist herrlich. Erfrischt und umgezogen gehe ich zurück zum Zielbereich, um auf Michelle zu warten.
Nachdem ich sie in Empfang genommen habe, verbringen wir den Rest des Tages am See, schauen zu wie Bocki mit dem Gabelstapler hin und her fährt, sitzen bei der Incylence Crew und liegen den Rest des Tages am Strand.
Am späten Nachmittag sind fast alle Spuren des Biest verschwunden und auch für uns ist es an der Zeit zu gehen.
Fazit Bockis Biest
Das Biest hat auf der Laufstrecke seinen Namen wirklich verdient. Das war bei den Temperaturen schon sehr fordernd. Eine weitere Runde wäre wirklich richtig hart geworden. Das war unisono das Feedback aller Teilnehmer, mit denen ich gesprochen habe. Als Mitteldistanz ist das Biest schon biestig genug.
Auch Bocki hat durchblicken lassen, dass das Biest im nächsten Jahr wieder als Mitteldistanz ausgetragen wird.
Das Rennen an sich ist eine Mischung aus Dorftriathlon und großem Sportevent.
Das ganze Areal ist super kompakt und die Wege sehr kurz.
Es waren nur knapp 250 Athleten am Start, darunter einige bekannte Gesichter der Triathlon-Szene. Mit Sebastian Kienle ist beim Biest einer der erfolgreichsten deutschen Triathleten an Board. Aber trotzdem ist alles super familiär und nett. So wie man es vom kleinen Triathlon im Nachbarort kennt.
Bocki und Sebi sind einem ständig über den Weg gelaufen und trotz des offensichtlichen Organisationsstress immer gut gelaunt und für einen kurzen Schnack zu haben.
Es war das angekündigte Rennen für die Community. Triathlon Klassenfahrt.
Die Organisation war für eine Premiere hervorragend.
Es war nicht alles perfekt, aber wenn man das mal so direkt mitbekommt, was da alles schief gehen kann, dann sollte man vielleicht auch mal etwas nachsichtiger in der Bewertung sein. Die Helfer haben wirklich alles gegeben, um den Teilnehmern ein tolles Wochenende zu schenken.
Es war ein Triathlon für die Triathlon Community und alle, mit denen ich geredet habe, waren sich einig darüber, dass hier eine echte Triathlon-Perle wiedergeboren wurde.
Einen großen Dank an alle Helfer und natürlich an Sebi und Bocki. Gut gemacht!
Strava Aktivitäten zu Bockis Biest: swim – bike – run
Infos zu Bockis Biest auf der Veranstalter Webseite