Frankfurt Marathon 2023 – Besser geht’s nicht!

Was für ein Tag! Der 40. Frankfurt Marathon, mein 10. Start beim ältesten City Marathon Deutschlands, eine neue persönliche Bestzeit und das Ganze im Team der Skylinerunner, als offizieller Ambassador des Frankfurt Marathon. Mehr geht eigentlich nicht!

Im Team der Skylinerunner

Im März habe ich mich für das Team der Skylinerunner beworben. Ich dachte, es würde gut passen, das Jubiläum des Frankfurt Marathon und mein Jubiläum im offiziellen Laufteam des Frankfurt Marathon zu feiern. Wenig später bekam ich die Mail mit der Info, dass ich tatsächlich genommen wurde.
Beim Kickoff Event Ende Mai lernte ich dann den Rest des Teams kennen. Eine bunte Truppe von LäuferInnen aller Colour. Es wurden einige Kontakte geknüpft und in der Vorbereitung auf den Marathon gab es diverse Lauftreffs und gemeinsame Veranstaltungen in Frankfurt, so dass man immer in Kontakt blieb.
Das war wirklich eine tolle Zeit und hat meine Verbindung zum Frankfurt Marathon, den ich seit 2011 jedes Jahr gelaufen bin – mit Ausnahme 2018, als ich beim Ironman Hawaii war – nochmal auf ein ganz anderes Level gehoben.

Ich hoffe auf jeden Fall, auch im nächsten Jahr wieder dabei sein zu dürfen.

Vorbereitung auf den Frankfurt Marathon

Bereits im Vorfeld habe ich damit geliebäugelt, beim Frankfurt Marathon nochmal meine persönliche Bestzeit anzugreifen, die ich 2019 beim Hamburg Marathon aufgestellt habe. 2:43:02 gilt es zu schlagen.
Ich komme ja langsam in ein Alter, in dem es eher schwierig wird, neue Bestzeiten aufzustellen. Deshalb wollte ich es auf jeden Fall versuchen und setzte mir das Ziel, unter 2:40 Stunden zu bleiben. Das Durchbrechen einer Nullgrenze hat ja immer eine gewisse Strahlkraft und zu verlieren habe ich ja sowieso nichts.

Die Saison verlief dieses Jahr nahezu perfekt. Beim Ironman Copenhagen konnte ich meine Bestzeit auf der Langdistanz pulverisieren und die magische 9 Stunden Marke knacken. On Top erlangte ich meinen ersten Altersklassensieg bei einem Ironman. Warum also nicht noch eine Marathon-Bestzeit?

Auf dem Heimweg von Dänemark stattete ich meinem Coach Mättz bei Running Green in Hamburg einen Besuch ab, um ihm von meinen Plänen zu erzählen.
Er hat mich zumindest nicht für komplett verrückt erklärt, was mir etwas Zuversicht gab, aber er kündigte mir an, dass die Vorbereitung ziemlich hart werden würde.
Gut, das hat mich jetzt nicht so sehr überrascht.

8 Wochen intensives Lauftraining

Der Trainingsplan wurde komplett umgestellt. Viel Zeit zur Vorbereitung blieb ja nicht mehr, da der Frankfurt Marathon schon in 8 Wochen starten sollte. Nur noch einmal die Woche schwimmen, eine Radeinheit als optionales Training und fünf Laufeinheiten.
Mir war klar, dass der Erfolg des Projekts stark davon abhängt, ob mein Körper die Laufbelastung verletzungsfrei überstehen würde.

Die nächsten Wochen waren geprägt vom Lauftraining. Viele Einheiten mit Race Pace Intervallen, die im Laufe der Zeit immer länger wurden.
Nicht wenige Einheiten ließen mich an meiner Mission zweifeln. Ich musste nicht nur einmal Intervalle durch Gehpausen unterbrechen und bin bei manchen Läufen ganz schön eingegangen.
Wie soll ich dieses Tempo nur über einen ganzen Marathon laufen? Die Zielpace von 3:47 Minuten pro Kilometer kam mir unerreichbar vor.
Ich war mir eigentlich ziemlich sicher, dass das nichts werden kann. Aber getreu dem Motto „nothing to prove, nothing to lose“ wollte ich es zumindest versuchen.

Ein As hatte ich aber im Ärmel. Bei den ganz harten Einheiten begleitete mich Michelle als Pacemaker auf dem Rad, was ungemein geholfen hat. Ohne sie hätte ich diese Läufe nicht annähernd so gut über die Bühne gebracht. 

Die heisse Phase vor dem Frankfurt Marathon

Leider zeigten sich dann in den letzten beiden Wochen vor dem Marathon doch noch die negativen Auswirkungen des verstärkten Lauftrainings. Mein linkes Sprunggelenk fing an zu schmerzen und machte das Laufen sehr unangenehm. Bei jeder Einheit setzten die Schmerzen früher ein. Ich versuchte, den Fuß so gut wie möglich zu pflegen und hoffte für das Rennen auf die heilende Wirkung des Adrenalin.
Zipperlein dieser Art bin ich gewohnt, sodass ich mich davon nicht mehr wirklich aus der Ruhe bringen lasse.

Um die Chancen zu steigern, mein Ziel zu erreichen, habe ich mir Unterstützung für das Projekt Sub 2:40 gesucht und mit Thomas den perfekten Partner in Crime gefunden.
Mit ihm bin ich bereits im letzten Jahr den Frankfurt Marathon Schulter an Schulter gelaufen. So sollte es auch in diesem Jahr laufen, nur eben knapp 20 Minuten schneller.
Einen starken Läufer an meiner Seite zu wissen, gab mir Zuversicht.
Ein Blick in Strava auf seine Trainingseinheiten in der Vorbereitung zeigten mir, dass ich das schwache Glied in unserem Bund bin. Mein Ziel lautete also, einfach so lange wie möglich an ihm dran zu bleiben. 

Jetzt musste nur noch das Wetter passen. Doch der tägliche Blick in die Wetter-App versprach nichts Gutes. Regen und Wind waren angesagt. Schlechte Vorzeichen für mein Projekt, die den Erfolg meines Vorhabens nicht unbedingt wahrscheinlicher machten.

getTogether Party

Auch Michelle hatte sich für ihr Projekt, das erste Mal unter 4 Stunden zu laufen, mit Vera eine Pace Makerin verpflichtet. Zusammen haben wir uns für das Wochenende in einem Hotel in der Nähe der Messe eingemietet. 
Als Skylinerunner war ich zu einer getTogther Party am Freitagabend eingeladen und wollte auch zum ersten Mal, nach neun Frankfurt Marathon Rennen, am Brezellauf teilnehmen. Da macht es dann keinen Sinn ständig zwischen Frankfurt und zuhause hin und her zu pendeln.

Auf der Party gab es dann ein Wiedersehen mit der ganzen Skylinerunner Crew und obwohl wir eigentlich gar nicht so lange bleiben wollten, haben wir uns dann doch bis kurz vor Mitternacht festgequatscht.

Frankfurt Marathon 2023 - getTogetherParty

Brezellauf

Am nächsten Morgen ging es dann zum Brezellauf, einem kostenlosen 7 Kilometer Lauf, an dessen Ende eine Medaille in Brezelform und auch eine echte Brezel auf die LäuferInnen warteten.
Der Lauf ist allerdings gepaced, da die Strecke nicht komplett gesperrt ist, sondern nur von der Polizei punktuell gesichert wird. Das heißt, vorneweg läuft eine Kette, an der niemand vorbei kann. 
Da ich aber noch zwei Race Pace Intervalle im Trainingsplan hatte, habe ich mich am Mainufer kurz abgesetzt, um meine Einheit zu laufen und mich dann für den Rückweg wieder in den Tross eingereiht.

Zurück an der Festhalle haben wir dann noch schnell unsere Startnummern geholt, bevor wir zum Duschen zurück ins Hotel sind.
Viel Zeit zum Ausruhen blieb allerdings nicht, denn die Skylinerunner treffen sich zur gemeinsamen Pasta Party in der Festhalle.

Den Rest des Tages verbringen wir auf der Messe. Da dort unter anderem Stände von Incylence, Garmin und Maurten sind, gab es einige Menschen mit denen wir uns treffen wollten, die wir länger nicht gesehen haben oder mit denen wir bisher nur über Social Media Kontakt hatten. 
So wurde der Rest des Tages mit Quatschen verbracht, bevor es nach der obligatorischen Pasta zurück ins Hotel ging.

Frankfurt Marathon 2023 – Race Day

Nach einer etwas unruhigen Nacht bin ich recht früh wach. Dank der Zeitumstellung habe ich aber trotzdem recht lange geschlafen.

Frankfurt Marathon 2023 - Rennoutfit

Der erste bange Blick aus dem Fenster bestätigt meine schlimmsten Befürchtungen. Es regnet in Strömen und auf den Straßen steht das Wasser. Mist.

Zu allem Überfluß schmerzt mein Fußgelenk schon jetzt, obwohl ich gerade mal vom Bett ins Bad gelaufen bin und auch meine Oberschenkel fühlen sich nicht unbedingt frisch an. Das kann ja heiter werden.
Mit etwas Kinesio-Tape versuche ich mir den Placebo Effekt zu Nutze zu machen. 

Dann frühstücke ich zwei Maurten Riegel, die ich mit Instantkaffee herunterspüle. Marathon ist nichts für Gourmets.
Michelle und ich machen uns fertig und dann mit Vera auf den Weg zur Messehalle. 

Dort habe ich noch einen Fototermin mit den Skylinerunnern und treffe mich danach mit der Crew am Incylence Stand, wo wir uns auf dem Boden sitzend auf das Rennen vorbereiten.

Frankfurt Marathon 2023 - Die Skylinerunner
Copyright: nw@wilhelmi-fotograf.de

Ich will mit Thomas zeitig im Startblock sein, doch durch Beutelabgabe, Toiletten-Stopp und den Weg durch die Menschenmassen wird es dann doch wieder ziemlich knapp.
Erst 10 Minuten vor dem Start zwängen wir uns in den ersten Startblock, der schon zum Bersten gefüllt ist.
Es wäre ganz cool, wenn man das etwas entzerren würde. Da gibt es Rennen, bei denen man deutlich mehr Platz hat und entspannter starten kann.

Frankfurt Marathon 2023 - Die Crew

Startschuss zum 40. Frankfurt Marathon

Wir stehen etwa 20 Meter hinter den Profis. Also recht weit vorne.

Der Countdown beginnt, dann der Startschuss und der Mob setzt sich in Bewegung.

Doch obwohl wir schon so weit vorne stehen, rennen wir in eine Wand von Läufern, die deutlich unter einer 4:30 Pace anlaufen. Es ist einfach nur ätzend. Es könnte sein, dass ich einige sehr langsame Exemplare wüst beschimpft habe.
Aber was denken die sich eigentlich dabei, so weit vorne zu starten und dann so langsam anzulaufen? Das ist einfach nur grob asozial.
Hier müsste der Frankfurt Marathon dringend mal was machen und zumindest für den ersten Block einen Zeitnachweis einfordern. 

So sind die ersten zwei Kilometer, wie jedes Jahr, ein Zickzacklauf, bis sich das Feld einigermaßen sortiert hat.

Slippery when wet

Thomas muss mich am Anfang mehrfach bremsen, da ich zu schnell anlaufe. Leider lässt mich meine Uhr in den Häuserschluchten von Frankfurt ziemlich im Stich und zeigt nur wirre Werte an.
Den Stryd Sensor habe ich, wie schon in Kopenhagen, wieder vergessen. Der würde mir jetzt exakte Werte liefern. Ich bin manchmal schon ein bisschen dumm.

Bereits auf den ersten Metern merke ich, dass die Straßen extrem rutschig und schmierig vom Regen sind. Ich habe mich wegen des Wetters extra gegen die Nike Alphafly entschieden, da der On Cloudboom Echo 3 deutlich mehr Grip hat. Doch von diesem Grip merke ich gerade so gar nichts. Ich eiere um jede Kurve, immer in der Angst, auszurutschen. Das nasse Laub, das überall liegt, macht die Sache nicht besser.
Als ich merke, dass die weißen Straßenmarkierungen etwas Grip haben, versuche ich, so oft es geht, auf diesen zu laufen.

Ich reiße mein erstes Gel auf. Ich habe mir heute vorgenommen, mich kontinuierlich zu verpflegen und dazu fünf der neuen Maurten Gel 160 eingepackt. Damit komme ich auf etwa 80 Gramm Kohlenhydrate pro Stunde. So viel habe ich noch nie in einem Marathon konsumiert. An der Energie sollte es heute nicht scheitern.

Nur noch 32 Kilometer

Wie immer bei einem Marathon vergehen die ersten 10 Kilometer wie im Flug. Es hat sich eine recht große Gruppe gebildet und ich versuche mich in ihrem Windschatten zu verstecken. Dadurch spart man eine ganze Menge Energie, muss aber aufpassen, dass man niemandem in die Hacken tritt und auch an den Verpflegungsstationen wird es immer etwas brenzlig.

Bei Kilometer 15 kommen mir erste Zweifel, ob ich das heute schaffe. Ich fühle es so gar nicht.
Zum Glück habe ich noch keine Schmerzen und auch energetisch passt alles, aber muskulär sehe ich harte Zeiten auf mich zukommen.

Dann ein kleiner Schockmoment. Ich spüre einen stechenden Schmerz im linken Knie. Das ist kein gutes Zeichen. Ich beiße die Zähne zusammen. Ist das jetzt das Aus?
Ich nehme mir vor, noch bis zur Halbmarathon Marke zu laufen und dann zu entscheiden, was ich tue.
Glücklicherweise geht der Schmerz nach einem Kilometer so schnell, wie er gekommen ist und kommt auch nicht wieder.

Frankfurt Marathon 2023 - Auf der Strecke

Halbmarathon on Point

Wir passieren die Hälfte der Strecke in unter 1:20 Stunden. Wir sind auf einem guten Weg, aber wir dürfen in der zweiten Hälfte nicht langsamer werden. Ich bin nicht besonders zuversichtlich, dass mir das gelingt.
Thomas hingegen streckt immer wieder den Daumen nach oben und signalisiert mir, dass wir gut in der Zeit sind, ja sogar einen kleinen Puffer haben.

Nach 25 Kilometern schwindet meine Zuversicht immer mehr. Mir tut jetzt schon alles weh. Nicht nur meine Muskulatur, sondern auch mein innerer Schweinehund schreit: „Bleib doch einfach stehen!”.

Ich überlege mir Exitstrategien. Wie kann ich mich argumentativ elegant herausreden und einen Abbruch erklären?
Unterbewusst ist mir aber klar, dass ein „DidNotFinish“ nicht in Frage kommt. Nicht beim 40. Jubiläum und schon gar nicht bei meinen 10. Frankfurt Marathon. Schließlich will ich ja die ewige Startnummer, die auf alle wartet, die in Frankfurt zehnmal die Ziellinie überquert haben.
Aber ich könnte ja den Rest auch einfach locker zu Ende laufen und behaupten, dass ich einen Krampf hatte oder so etwas in der Art.

Ich nehme mir vor, noch bis zur 30 Kilometer Marke durchzuhalten. Das wäre dann aller Ehren wert, wenn ich das Tempo so lange gelaufen wäre.

Weiter, immer weiter

Mit diesen Gedankenspielen verbringe ich die nächsten Kilometer, während ich schweigend hinter Thomas her renne. Mittlerweile führen wir die Gruppe an, die zwischenzeitlich deutlich geschrumpft ist. Ich vermisse etwas den Windschatten, als uns immer wieder Böen ins Gesicht blasen, während wir die elendig lange Mainzer Landstraße zurück Richtung Zentrum laufen.

Dann fängt es wieder an stärker zu regnen. Ich bin klatschnass. Socken und Schuhe sind mit Wasser vollgesogen und wiegen gefühlt eine Tonne. Bei jedem Schritt merke ich das Entweichen des Wassers und die Blasen, die sich an meine Füßen bilden.

Der Grip auf der Straße wird nicht besser. Ich habe das Gefühl, ich laufe auf Schlittschuhen.
Zu allem Überfluss wird auch der Wind stärker.

Meine Sonnenbrille habe ich mittlerweile abgenommen, weil ich mit ihr im Regen nichts mehr sehe.
Warum zur Hölle tue ich mir das eigentlich an?

Noch 7 Kilometer bis zum Ziel

Doch dann sind wir plötzlich an der Festhalle und passieren Kilometer 35. Nur noch 7 Kilometer bis ins Ziel und noch ist mein großes Ziel greifbar. Wir liegen noch auf Kurs.
So nahe werde ich einer Sub 2:40 wahrscheinlich nie wieder kommen. Thomas treibt mich immer wieder an. Ich versuche, mich zusammenzureißen und das Gejammer in meinem Kopf abzustellen. 

Ich lege den Film ein, den ich immer in meinem Kopf abspiele, wenn es auf den letzten Kilometern hart wird und ich laufe wie in Trance hinter Thomas her.
Die Gefühle zwischen Euphorie und Resignation springen im Minutentakt hin und her. In einem Moment denke ich: “Ich fühle mich großartig, ich könnte ewig weiter laufen” und 200 Meter später will ich nur noch stehen bleiben und aufgeben.
Doch jede Minute bringt mich dem Ziel etwas näher.

Dann Kilometer 40, ich verfluche die Kopfsteinpflaster-Passagen. Noch ein bisschen Zickzack durch die Straßenschluchten und es geht auf die letzte lange Gerade, bevor wir auf die Straße Richtung Festhalle abbiegen.
Kilometer 41. Rechts ab. Am Horizont taucht der Startbogen auf. Wir ziehen das Tempo noch einmal an. Kurz wird mir Schwarz vor Augen. Jetzt bloß nicht so kurz vor dem Ziel komplett abschießen!

Zieleinlauf in die Festhalle

Wir biegen in Richtung Festhalle ab und rennen durch deren Eingang ins Dunkel der Halle. Die Bässe der Musik wummern. Die leuchtende Uhr über dem Zielbogen springt auf 2:40 Stunden.
Thomas schreit mich an: “Lauf Patti!!!”. Zielsprint. All out. Wie viel Schmerz kann man aushalten?

Frankfurt Marathon 2023 - Aufdem roten Teppich
Copyright: Marcel Hilger

Noch fünf Meter. Ich reiße die Arme hoch, schreie alles raus. 

Wir stolpern über die Ziellinie, fallen uns in die Arme. Endorphine bis zum Anschlag. Glücklich. Einfach nur glücklich, dass der Schmerz nachlässt. Wir gehen gemeinsam zu Boden. Absolut leer.

Dann die bange Frage: Hat es gereicht? Thomas schaut auf seine Uhr. 2:39:57. 

Franzi Reng  hält mir ihr Handy mit der Tracking App unter die Nase. Meine Zielzeit ist 2:40:16. Ich bin verunsichert. Hat es doch nicht gereicht? 

Dann sehe ich Marcel Hilger, der direkt vor mir steht und diesen Moment in großartigen Bildern festgehalten hat. Wir reden kurz, dann werde ich aus dem Zielbereich gescheucht.

Frankfurt Marathon 2023 - Zieleinlauf
Copyright: Marcel Hilger

Afterrace

Thomas und ich staksen zum Ausgang, bekommen ein Regencape und unsere Medaille, die entgegen der Bilder auf Instagram in der Realität wirklich hübsch ist.

Wir halten uns nicht lange auf. Wir trinken schnell ein paar Becher Tee und Iso. Dann machen wir uns, mit alkoholfreien Radlern bewaffnet, auf den Weg zur Dusche. Es ist nämlich ganz schön kalt, wenn man sich nicht mehr bewegt und ich beginne zu zittern.

Da wir recht früh sind, sind noch viele Duschen frei. Nachdem ich in trockenen und warmen Klamotten stecke, checke ich die Ergebnisliste.

Bei mir stehen 2:40:16 Stunden. Ich bin enttäuscht, dass es doch nicht gereicht hat. Dann sehe ich, dass bei Thomas 3:39:54 Stunden angezeigt werden. Wir sind doch von Anfang bis Ende zusammen gelaufen? Wie kann das sein?
Dann sehe ich, dass bei mir die Netto- und die Bruttozeit gleich sind. Das ist natürlich ein Fehler, da ich ja nicht direkt mit dem Startschuss über die Startlinie gelaufen bin.
Es zieht mich in dem Moment aber trotzdem ziemlich runter, dass ich mein Ergebnis nicht schwarz auf weiß habe.
Es ist einfach ärgerlich. Gerade wenn es um eine Bestzeit geht und dann auch noch um den Sprung über eine 10 Minuten Grenze. Auf der anderen Seite bin ich zufrieden, da ich jetzt sicher weiß, dass auch ich die 2:40 Stunden Marke geknackt habe.

Frankfurt Marathon 2023 - Ziel erreicht

Neue Bestzeit für Michelle

Dann checke ich Michelles Zeit und stelle zufrieden fest, dass sie sehr gut in der Zeit liegt und einen komfortablen Puffer auf die 4 Stunden Marke hat.

Da sie so schnell unterwegs ist, schaffe ich es dieses Jahr zum ersten Mal nicht, sie bei Kilometer 35 hinter der Festhalle anzufeuern, denn dort ist sie bereits vorbei.

Deshalb gehen wir an die Strecke vor dem Zieleinlauf. Doch kaum bin ich dort angekommen, öffnet der Himmel seine Schleusen. Jetzt wird es nochmal richtig eklig.
Ich stehe ein paar Sekunden an der Strecke und entscheide dann, doch in die Festhalle zu gehen, bevor ich wieder klatschnass bin.

Mit dem Gedanken bin ich offenbar nicht alleine. In der Festhalle ist es entsprechend voll und so kann ich Michelles Zieleinlauf nur auf der Leinwand verfolgen und sehe, wie sehr sie sich über ihre neue Bestzeit freut.

Frankfurt Marathon 2023 - Michelle und Vera im Ziel
Copyright: Marcel Hilger

Frankfurt Marathon Expo und vegane Pizza

Wir treffen uns alle sichtlich angeschlagen auf der Marathon Expo wieder und schlagen unser Lager am Stand von Läuferherz aus Darmstadt auf. 
Ich trinke noch sechs weitere alkoholfreie Radler. Da ist wohl jemand ein bisschen dehydriert.

Kurz vor Ladenschluss schaffen wir es uns aufzuraffen und die Halle zu verlassen. So lange war ich nach dem Marathon noch nie auf der Expo, aber jedes Aufstehen war eine Qual und so blieben wir einfach sitzen, bis man uns rausgeschmissen hat.

Den Abend beschliessen wir in einer sehr leckeren veganen Pizzeria. Das haben wir uns sowas von verdient!

Last Words zum Frankfurt Marathon 2023

Ich kann es immer noch nicht wirklich glauben, dass ich das am Sonntag wirklich geschafft habe.
Was für ein perfekter Abschluss für eine perfekte Saison. Ich weiß gar nicht, wie ich dieses Jahr sportlich noch toppen soll?

Ein 8. Platz in der Altersklasse bei einem großen Städtemarathon. Das hätte ich niemals für möglich gehalten. Schon gar nicht 2011, als ich zum ersten Mal in die Festhalle eingelaufen bin und mit 3:40.52 Stunden 500ster in meiner Altersklasse wurde. 

Zwischenzeitlich hat auch mika:timing meine Anfrage bearbeitet und meine Zielzeit korrigiert.
2:39:54 Stunden stehen nun in der offiziellen Ergebnisliste. Was soll ich sagen? Unfassbar!

Frankfurt Marathon 2023 - Garmin Beatyesterday

Diese Zeit wird wahrscheinlich auf ewig meine Marathonbestzeit bleiben und ich bin wirklich sehr stolz darauf, dass ich die 2:40 Stunden Marke noch geknackt habe.

Dieses Ergebnis habe ich aber nicht nur mir selbst zu verdanken. Mein größter Dank geht an Thomas, ohne den ich diese Zeit niemals erreicht hätte.
Natürlich gebührt auch Mättz ein riesiges Dankeschön, der mich mit seinen Trainingsplänen immer wieder zu Höchstleistungen coached. Selbst nach all den Jahren der Zusammenarbeit, ist mir das immer noch suspekt. Keine Ahnung, wie er das macht.
Und dann ist da noch Michelle, die mich im Training immer wieder unterstützt hat und mich immer wieder ermutigt hat, dass ich das Ziel erreichen kann.
Laufsport ist halt doch auch ein Teamsport!

Jetzt heißt es erstmal Füße hochlegen und die nächste Saison planen. Besser als 2023 kann es zwar eigentlich nicht mehr werden, aber den Sport an den Nagel zu hängen, ist ja auch keine Option.

Wir sehen uns also sehr wahrscheinlich auch 2024 an der Startlinie des Frankfurt Marathon.

Frankfurt Marathon 2023 - Medaille

Strava Aktivitäten zu diesem Rennen

Infos zum Frankfurt Marathon auf der Veranstalter Webseite