Ist es wirklich schon drei Jahre her, seit der Frankfurter Halbmarathon zum letzten Mal stattfand?
Tatsächlich machte einer der größten Halbmarathon-Läufe Deutschlands zwei Jahre Corona-Pause, nachdem er 2020 quasi die letzte große Sportveranstaltung vor dem Lockdown war.
Beim Frankfurter Halbmarathon 2020 bin ich damals meine aktuelle Bestzeit gelaufen und eigentlich war mein Plan, diese in diesem Jahr zu unterbieten. Eine 74 Minuten würde sich doch ganz gut in der Liste der persönlichen Bestzeiten machen.
Dann hat es mich auch erwischt
Doch letzten Freitag bekam dieser Plan einen ziemlichen Dämpfer. Nachdem sich Michelle bereits eine Woche lang mit einer Erkältung herumplagte, erwischte es mich dann auch. Gefühlt ist ja aktuell jeder krank und es war nur eine Frage der Zeit.
Statt langer Trainingseinheiten am Wochenende hieß es auf der Couch liegen und heißen Tee trinken.
Zum Glück hatte ich nur leichte Symptome, so dass ich bereits am Dienstag wieder locker ins Training einsteigen konnte, aber die Trainingswoche fühlte sich mehr als bescheiden an.
Mein Coach stellte sogar in den Raum, ob es nicht vielleicht eine Überlegung wert wäre, den Start abzublasen, denn ein schlechter Laufe hätte keinen positiven Effekt auf das Training und vor allem nicht auf meine Motivation und Moral.
Ich habe kurz darüber nachgedacht, aber die Idee gefiel mir gar nicht. Wenn ich am Samstagabend beschwerdefrei bin, dann starte ich, war mein Plan.
Außerdem wollte sich in Frankfurt die “Mit Korn nach vorn”-Reisegruppe des Paris Marathon wieder treffen. Das kann man ja nicht absagen.
Als ich am Donnerstag für 5 Kilometer meinen Racepace teste, schwant mir übles für Sonntag. Der Test lief erwartungsgemäß schlecht. Ich kann mir kaum vorstellen weitere 16 Kilometer auch nur annähernd in diesem Tempo zu laufen.
Am Freitag gab es dann noch mal einen Ruhetag und am Samstag eine kurze, aber knackige, Rolleneinheit.
Aber ist es nicht ein gutes Zeichen, wenn man sich in der Woche vor dem Rennen richtig mies fühlt?
Der Morgen des Frankfurter Halbmarathon
Am Sonntag um 7:30 Uhr werden Michelle und ich eingesammelt. Sehr früh, aber die Erfahrung der vergangenen Jahre hat gezeigt, dass man frühzeitig auf dem Parkplatz sein sollte, um dem größten Verkehrschaos zu entgehen.
So rollten wir eine Stunde später entspannt auf den Parkplatz und hatten noch massig Zeit, die man aber gemütlich in der Business-Lounge des Frankfurter Waldstadions verbringen konnte.
Die frühe Ankunft sollte sich als sehr gute Entscheidung herausstellen, denn die Bilder, die der Stuttgarter Teil der Crew von der Autobahnausfahrt schickte, ließen nichts Gutes erahnen. 30 Minuten vor dem Start ging verkehrsmäßig nichts mehr.
Der Veranstalter verschob deswegen sogar den Start auf 10:15 Uhr. Aber ich schätze, dass trotzdem eine Reihe von LäuferInnen nicht rechtzeitig zum Start gekommen sind. Da sollte der Veranstalter im nächsten Jahr auf jeden Fall nachbessern.
Wie schon 2020 habe ich mich auch diesmal wieder für das Eliterennen angemeldet. Dazu sollte man eine Bestzeit von unter 1:17 vorweisen.
Es ist schon sehr komfortabel in diesem Feld zu starten, da man hier deutlich mehr Platz hat. So war die Startaufstellung sehr stressfrei.
21 Kilometer durch Frankfurt
Dann ertönt der Startschuss zum 21. Frankfurter Halbmarathon und das Feld setzt sich in Bewegung.
Zum ersten Mal richte ich mein Renntempo nicht nach dem Pace, sondern orientiere mich an der Wattanzeige. Diese nutze ich seit einem halben Jahr im Training und finde es deutlich einfacher, das Tempo nach diesem Wert zu richten.
Das klappt auf den ersten drei Kilometern aber nur so mäßig, denn ich laufe deutlich über meinem Bereich. Mir ist eigentlich klar, dass ich dieses Tempo nicht durchhalten werde, vor allem in Anbetracht der letzten Woche.
Eigentlich würde ich gerne in der etwas größeren Gruppe mitlaufen, in der ich mich befinde, da das doch deutlich einfacher ist, als alleine zu laufen. Aber irgendwann sehe ich ein, dass das sinnlos ist und lasse die Gruppe ziehen.
Nun geht es mehr oder weniger alleine weiter. Es findet sich zwar immer mal wieder ein Weggefährte, doch das ist meist nicht von Dauer. Zum Glück weht heute nur ein mäßiger Wind.
Trotzdem läuft es erstaunlich gut und die erste Hälfte der Strecke vergeht wie im Flug. Nur nicht übermütig werden, es kommen ja noch 10 Kilometer.
So langsam zeigt sich dann auch, dass ich erkältet war, denn durch die Anstrengung lösen sich meine Bronchien und ich habe mehrmals das Gefühl, dass ich gleich an dem ersticke, was da zu Tage gefördert wird. Zum Glück bin ich mehr oder weniger alleine unterwegs, so dass ich mit der Geräuschkulisse eines Kettenrauchers am Morgen nicht allzu viele Menschen belästige.
Ab Kilometer 17 geht es auf einem neuen Streckenabschnitt in ein Waldstück. Das gefällt mir gar nicht, denn der Untergrund besteht aus Schotter und Waldboden, gespickt mit einigen Schlaglöchern. Prompt knicke ich um. Zum Glück nur leicht, so dass ich ohne Einschränkung weiterlaufen kann.
Ich weiß schon, warum ich Trailläufe meide, wie der Teufel das Weihwasser.
Die letzten zwei Kilometer sind dann einfach nur noch hart. Ich werde noch von zwei Läufern überholt, an deren Fersen ich mich hefte. Um sie wieder einzuholen, fehlt mir jetzt aber die Kraft. Hauptsache nicht mehr abreißen lassen. Den Gedanken an einen Schlussspurt verwerfe ich so schnell, wie er gekommen ist.
Dann taucht auch schon das Waldstadion auf und es geht durch das Eingangstor ins Innere. Es ist schon beeindruckend in so ein großes Stadion einzulaufen.
Auf der Uhr über dem Zielbogen sehe ich die 1:15 aufleuchten und bin wirklich überrascht. Damit hätte ich nicht gerechnet. Da ich auf meiner Uhr nur die Wattanzeige sehe, wusste ich die ganze Zeit nicht, wie schnell ich unterwegs bin.
Am Ende reicht es nicht ganz für eine Zeit unter 1:16, auch wenn die Uhr auf dem Zielbogen etwas anderes behauptet. Meine offizielle Zielzeit wird mit 1:16:08 angegeben.
Ich bin super zufrieden und super fertig.
Pommes und alkoholfreies Radler nach dem Frankfurter Halbmarathon
Im Ziel dann noch ein kurzer Schnack mit ein paar bekannten Gesichtern und dann begebe ich mich in die Business Lounge. Dort ziehe ich mich um und warte im Warmen, bis auch der Rest unserer Crew im Ziel ist.
Als die Crew komplett ist, geht es vor das Stadion auf ein paar alkoholfreie Radler und eine Stadionpommes.
Der Rest des Tages gehört der Couch. Ich bin doch ganz schön platt. Aber es hat sich gelohnt. Der Lauf war auf jeden Fall gut für Moral und Motivation.
Jetzt geht es mit vollem Fokus in die Vorbereitung auf den Ironman Lanzarote, der in acht Wochen startet.
Strava Aktivität zu diesem Rennen.
Infos zum Frankfurter Halbmarathon auf der Veranstalter Webseite