Der Hamburg Marathon war mein erster Marathon, mein erster Wettkampf und überhaupt mein Einstieg in den Sport.
2010 startete ich dort im Rahmen des “Kein Sprint”-Projekt, mit dem Spenden für die Fanräume im Millerntor Stadion gesammelt wurden. Meine Zeit damals: 4:46:21
Seitdem ist einiges passiert. Über 30 Marathon bin ich gelaufen, habe 4 Langdistanzen gemacht, bin beim Ironman in Frankfurt 2. der AK geworden und war beim Ironman Hawaii. Ziemlich verrückt, was aus einer Schnapsidee so erwachsen kann …und das mit dem Schnaps meine ich wörtlich!
9 Jahre später bin ich also wieder am Start in der schönsten Stadt der Welt.
Das Ziel ist klar formuliert: Sub 2:45.
Freitag Abend ging es mit Michelle gen Norden.
Eigentlich war der Marathon ihr Geburtstagsgeschenk, aber krankheits- und verletzungsbedingt musste sie leider die Segel streichen.
FC St. Pauli vs Regensburg
Glücklicherweise wurde das Heimspiel des magischen FC gegen Regensburg auf Samstag terminiert. Perfekt!
Samstag morgen ging es deshalb früh raus. 6km laufen um die Beine aufzuwecken, duschen und ab ins Viertel. Da die Marathon-Messe in unmittelbarer Nähe zum Stadion ist, haben wir erstmal die Startunterlagen abgeholt. Den Gang über die Marathonmesse hielten wir kurz und knapp. Wenn man ehrlich ist, braucht man ja auch gar nichts.
Dann ab zum Stadion. Da das hier ja ein Renn- und kein Spielbericht ist, mache ich es kurz: endlich mal wieder ein Spiel, das Spaß gemacht hat! 4:3 nach 2 maligem Rückstand, super Wetter, guter Support. Warum nicht öfter so?
Kurz nach Abpfiff sind wir dann auch brav nach Hause, damit ich den Rest des Tages die Füße hochlegen konnte.
Die Wettervorhersage für Sonntag war eigentlich perfekt. Nur leider war sie falsch.
Als um 6 der Wecker klingelte, hörte ich schon den Regen prasseln und das sollte sich bis zum Mittag auch nicht mehr ändern.
War am Tag zuvor noch T-Shirt-Wetter, so war es jetzt arschkalt.
Hamburg 8° Regen…
Der Hamburg Marathon
Nachdem Michelle mich am Eingang zur Messe verabschiedet hatte, zitterte ich mich dünn bekleidet bis zum Start. Der Startblock A war großzügig bemessen. Das ist mal sehr vorbildlich. Da kann man ohne Gedrängel gut starten. Top!
By the way, der halbe Block startete mit Nike Vaporfly. Die Verlockung 4% Zeit “geschenkt” zu bekommen scheint viele zu reizen. Mich auch.
Um 9:30 startet das Profifeld und 19 Sekunden später wir. Es bildet sich relativ schnell ein Race-Pack von etwa 10 Läufern. Es geht etwas zügiger los, als ich das für mich geplant hatte, aber die Entscheidung ist klar: dranbleiben. Bis KM 10 lief es recht locker. Es war kalt, nass, aber immerhin nicht windig. Die Beine wurden bei dem Wetter allerdings nicht warm. Schon nach der Hälfte merkte ich, dass die Oberschenkel zu machen.
Richtig geil war, dass die Gruppe relativ geschlossen zusammen blieb. Das hat natürlich enorme Vorteile, nicht nur den Windschatten, sondern einfach auch das Pacing. Die Verführung einfach mal bisschen rauszunehmen, verliert deutlich an Attraktivität, wenn man dadurch den Anschluss verliert.
Auch mein Kalkül im FC St. Pauli Triathlon Einteiler zu laufen ging auf. Der Support auf Grund meiner Vereinszugehörigkeit war enorm. Da mussten meine Mitläufer teilweise lachen, wenn am Straßenrand wieder eine Gruppe St. Pauli Anhänger komplett ausrastet und mich nach vorne brüllt. Das war richtig geil! Der kleine Adrenalinkick bringt dich immer wieder ein paar hundert Meter dem Ziel entgegen. Heimvorteil!
Leider waren deutlich weniger Menschen an der Strecke als in Hamburg sonst üblich. Aber wer will es den Leuten bei dem Wetter verdenken.
Ab Kilometer 30 wurde es eine Zitterpartie: halten die Oberschenkel? Ich neige eigentlich nicht zu Krämpfen, aber ich glaube, diesmal war es knapp.
Du schaust auf die Uhr, noch X Minuten bis ins Ziel und du denkst nur: Bitte jetzt kein Krampf! Pace halten!
Als ich bemerke, dass ich mein letztes Gel verloren habe, wird mir von einem Mitläufer direkt eines angeboten. “Wir müssen uns doch helfen!” Ich war so dankbar! Das ist echter Sportsgeist!
Endspurt
2 Kilometer vor dem Ziel zerfällt die Gruppe etwas. Das Hirn schaltet auf Notstrom. Adrenalinausschüttung auf Maximum.
Irgendwann erreiche ich den roten Teppich, reiße die Arme hoch und falle fast auf die Schnauze. Der Teppich ist durch den Regen spiegelglatt. Das war echt knapp.
Dann stoppt die Uhr. 2:43:02! Holy shit, ich habe es wirklich geschafft. Bestzeit!
Im Ziel klatschen sich alle ab. Das war echte Teamarbeit. Ich glaube, ohne diese Gruppe hätte ich das nicht geschafft. Falls ihr das lest: Danke!
Ich bin so durchgefroren, dass ich ohne große Umschweife zur Beutelausgabe wanke und wir fix den Bus zurück zu unseren Gastgebern nehmen. Die heiße Dusche war echt bitter nötig.
Fazit zum Hamburg Marathon
Bis auf das Wetter ein perfektes Hamburg Marathon Wochenende!
Danke allen, die mich bei dem Dreckswetter angefeuert haben, danke Tini & Marvin für die erneute Gastfreundschaft, danke Mättz für den magischen Trainingsplan, der mal wieder perfekt aufgegangen ist und natürlich danke Michelle für den Support! Nicht traurig sein, der New York City Marathon ist ein adäquater Ersatz.
Infos zum Hamburg Marathon auf der Veranstalter Webseite