Nach meiner Covid Infektion und der damit verbundenen Absage meines Starts beim Ironman Lanzarote, startete ich beim Indeland Triathlon in die Saison 2022.
Bei meinem fünften Start bei dieser tollen Triathlon Veranstaltung sollte es für mich auf der Mitteldistanz über 1900 Meter Schwimmen, 88 Kilometer Rad und 20 Kilometer Laufen gehen.
Vorspiel
Mehr oder weniger vier Wochen Trainingspause hat mir die Corona Infektion eingebrockt, die ich mir Anfang April als Souvenir vom Paris Marathon mitgebracht habe.
So eine lange Pause hinterlässt ihre Spuren und hat meinen Trainings- und Saisonplan ordentlich durcheinander gebracht.
Viel schlimmer war aber für mich, daß ich meinen Leistungsstand nicht mehr wirklich einschätzen konnte. In den letzten sechs Wochen hatte ich kaum längere Laufeinheiten und auch nur sehr moderate Intervall-Läufe und ich hatte das Gefühl, daß ich meilenweit von meiner Bestform entfernt bin.
Ich war also einigermaßen gespannt, was ich im Wettkampf bringen kann und wie es sich anfühlt über die Mitteldistanz zu racen.
Am Abend vor dem Rennen kamen Franzi und Markus samt Bus, mit denen wir am nächsten Morgen zusammen nach Aldenhoven fahren wollten.
Abends gab es die übliche Pasta und nach einigen Folgen „Love, Death & Robots“ ging es früh in die Falle. Abfahrt 5:30 Uhr!
Indeland Triathlon Raceday
Die zwei Stunden Fahrt verliefen unspektakulär. Ich war ganz froh, daß ich nicht fahren musste und auf der Rückbank noch etwas dösen konnte.
Kurz vor 8 Uhr waren wir dann am Rathaus Aldenhoven und fanden einen Parkplatz direkt vor der Tür.
Schnell die Startnummer geholt, dabei noch kurz mit Bocki von Pushing Limits gequatscht und dann alles vorbereitet.
Dabei ist mir dann siedendheiß eingefallen, daß ich beim Wechsel der Laufräder vergessen habe, die zu den Carbon-Felgen passenden Bremsbeläge zu montieren. Kurz über mich selbst geärgert, aber ändern konnte ich es jetzt auch nicht mehr.
Da wir schon zum fünften Mal beim Indeland Triathlon sind, geht die Vorbereitung recht fix. Die Wege sind bekannt und so ist die Wechselzone 2 in wenigen Minuten eingerichtet und Michelle und ich können gemeinsam mit dem Rad die 6 Kilometer zum See radeln wo es um 10 Uhr losgehen soll.
Vor dem Start
Radcheck-in und Einrichtung der Wechselzone 1 sind Routine und schnell erledigt, so daß wir in aller Ruhe zum Schwimmstart gehen können.
Michelle startet 10 Minuten vor mir. Wir cremen uns ein und zwängen uns in den Neopren. Man sollte sich dazu ein schattiges Plätzchen suchen, das macht es deutlich einfacher. Sobald man anfängt zu schwitzen, wird das Anziehen des Neo zur Tortur.
Ich verabschiede Michelle am Start und dann geht es für die Frauen und Herren Ü50 auf die Strecke.
Startschuss zum Indeland Triathlon 2022
Danach begebe ich mich direkt ins Wasser zum Warmschwimmen, bzw. eher zum Abkühlen, denn in der prallen Sonne beginne ich in der Neoprenpelle ordentlich zu schwitzen. Der See ist mit 19°C angenehm kühl.
Kurz vor dem Start schwimme ich hinter die Startlinie und suche mir einen Platz relativ weit außen. Ich habe gerne meine Ruhe beim Schwimmen und meide lieber das Getümmel.
Dann startet der Countdown und es geht los.
Erste Boje anvisiert und drauf los. Ich schwimme außen im Feld, habe eigentlich genug Platz und trotzdem habe ich keine Ruhe. Neben mir schwimmt ein Athlet mit exakt dem gleichen Tempo wie ich. Soweit kein Problem, würde er nicht in regelmäßigen Abständen in mich rein schwimmen oder mir auf den Arm oder Rücken schlagen. Wie ich so etwas liebe. Zu meiner großen Freude haut mir auch noch jemand ständig auf die Füße.
Ich bin zwar genervt, aber lasse mich nicht aus der Ruhe bringen und ergebe mich meinem Schicksal. Wegschwimmen kann ich nicht und mich zurückfallen zu lassen, ist auch keine Option, denn bei meinem Glück rückt mir dann der nächste auf der Pelle.
Nach gut 30 Minuten habe ich es überstanden und bin ich wieder an Land. 3 Minuten besser als vor 5 Jahren. Das ist doch gar nicht so übel.
Es geht eine recht lange und steile Rampe zur Wechselzone hoch. Das bringt den Puls vor dem Wechsel nochmal ordentlich auf Touren.
Der Indeland Triathlon glänzt mit schneller Radstrecke
Nach dem Wechsel aufs Rad gebe ich direkt Gas. Die Strecke ist schnell und bis auf zwei giftige Anstiege relativ flach. Allerdings ist die Strecke auch sehr windanfällig. Es ist immer ein gutes Zeichen, wenn an der Radstrecke Windräder stehen.
Zu Beginn orientiere ich mich an einer Dreiergruppe, die einen guten Rhythmus hat, aber nach knapp der Hälfte der Strecke zerfällt.
Danach kann ich mich dann noch für ein Stück an einen Liga-Fahrer der Kurzdistanz hängen, muss ihn aber recht schnell ziehen lassen.
Zwischenzeitlich liegt die Durchschnittsgeschwindigkeit sogar bei über 40 km/h. Das fühlt sich natürlich geil an und motiviert nochmal, auch wenn es am Ende „nur“ 38,5 km/h werden.
Auf der zweiten Runde wird es dann doch etwas voller auf der Strecke, da man auf die später gestarteten Kurzdistanzler und die langsameren Mitteldistanzler auffährt. Aber alles im Rahmen und gut zu fahren, auch wenn manche arg weit in der Mitte fahren.
Im letzten Drittel bekomme ich sogar nochmal die zweite Luft und kann wieder etwas zulegen. Das fühlt sich echt gut an.
Alles in allem komme ich sehr gut durch. Diesmal gibt es keine Pannen. Alles funktioniert wie es soll. Nur meine Leistung entspricht nicht ganz dem Wert, den ich mir vorgenommen habe. Aber es ist noch im Rahmen. Ich hätte mich nach der Vorgeschichte auch nicht über einen Leistungseinbruch gewundert. Also alles gut. Und die 2:18 Stunden, die am Ende auf der Uhr stehen, sind deutlich besser, als ich im Vorfeld erwartet habe.
Laufen mit Endspurt
Es geht auf die erste der vier Laufrunden. Ich kenne die Strecke und sie ist nicht so einfach zu laufen. Am Anfang geht es leicht bergab, dann wieder bergauf bevor es auf eine lange Runde durchs Feld geht. Hier läuft man zum Großteil auf Kies während man von der Sonne gegrillt wird. Hinzu kommt dann noch der Wind, der natürlich auch hier nicht fehlt. Am Ende der Runde geht es dann wieder etwas hoch bevor es vor dem Zielkanal durch eine Senke geht, die richtig wehtut.
Ich versuche meine Pace-Vorgabe im Rundenschnitt zu erreichen. Bergab etwas schneller, bergauf dann entsprechend langsamer.
Die Verpflegung an der Strecke ist genial. Es gibt kühle Schwämme ohne Ende, die einem von extrem motivierten Kids angereicht werden.
Am Ende der zweiten Runde nehme ich mir etwas mehr Zeit an der Verpflegungsstation, um mir ein Gel und drei Becher Wasser einzuverleiben ohne alles zu verschütten. So gestärkt geht es weiter.
Ich treffe Michelle, die noch recht vergnügt auf ihrer ersten Runde ist.
Ich fühle mich relativ gut und locker und halte weiterhin mein angeschlagenes Tempo.
2,5 km vor dem Ziel werde ich von einem sehr flotten Läufer überholt. Der könnte in meiner Altersklasse sein, schießt es mir durch den Kopf. Also hefte ich mich an seine Fersen. Der Kampfgeist erwacht.
Der Pace ist jetzt deutlich schneller als geplant, aber ich denke mir, entweder kann ich mitgehen oder nicht. Versuch macht klug.
So geht es Richtung Ziel und auch am letzten Anstieg lasse ich mich nicht abschütteln. Am Ende der Senke fasse ich mir ein Herz und nehme die Beine in die Hand. All-Out. Die letzten 300 Meter. Sieg oder Spielabbruch.
Ich gewinne den Zielsprint, wir klatschen uns ab und dann sehe ich, dass er gar nicht auf der Mitteldistanz gestartet ist. Trotzdem geil, denn ohne ihn, wäre ich locker eine Minute langsamer gelaufen. 4:12:22 stehen auf der Uhr, 15 Minuten schneller als 2017.
Die zweitschnellste Laufzeit
Im Ziel trinke ich erstmal drei alkoholfreie Kölsch mehr oder weniger auf Ex. Die schmecken so geil. Ich glaube, ich bin etwas dehydriert. Die Zielverpflegung ist auf jeden Fall sehr gut. Es fehlt an nichts.
Da ich an mein Handy will, mache ich mich auf um meinen Kleiderbeutel zu holen. An der Beutelausgabe erblicke ich den Grohe-Duschtruck. Mega, das Teil ist einfach nur genial! Eine fahrbare Regendusche. Leider lässt sich die Temperatur nicht regulieren und sie ist etwas zu warm für den überhitzten Körper, aber die Dusche tut trotzdem so gut.
Frisch geduscht und umgezogen checke ich die Ergebnisliste und bin baff. 8er Platz gesamt und 1er in der Altersklasse. Vor allem die Gesamtplatzierung hätte ich so nie erwartet, da ich doch einige Profis hinter mir gelassen habe. Unglaublich. Da hat mein Trainer Mättz von Running Green erneut ganze Arbeit geleistet und mich nach Corona erstaunlich schnell wieder fit gemacht.
Dass ich mit meiner 1:18:19 auf der Laufstrecke die zweitschnellste Zeit des Tages abgeliefert habe, kann ich immer noch nicht recht glauben. Ich bin einfach nur geflashed.
Stolz wie Bolle geh ich zurück in den Zielbereich, um den Rest unserer Crew in Empfang zu nehmen und nebenbei noch das ein oder andere alkoholfreie Kölsch zu trinken. Sehr lecker!
Ein genialer Wettkampf bei perfekten Bedingungen. Indeland ist wirklich eine meiner Lieblingsveranstaltungen. Ein Vereinswettkampf, der sich mit den großen Veranstaltern messen kann. Ich hatte wirklich einen sehr tollen Tag.
Wir sehen uns sicher im nächsten Jahr wieder beim Indeland Triathlon! Danke!
Strava Aktivitäten zu diesem Rennen: swim – bike – run
Infos zum Indeland Triathon auf der Veranstalter Webseite