Nachdem ich mich 2019 zum zweiten Mal nach 2018 für die Ironman Weltmeisterschaft auf Hawaii qualifiziert habe, geht es nach über 3 Jahren nun wirklich nach Kailua-Kona zum Ironman Hawaii.
Mehrfach wurde das Rennen verschoben und abgesagt, doch am 08. Oktober 2022 ist es nun endlich soweit. Kona, baby!
In diesem Vorbericht geht es um die Tage vor dem Ironman Hawaii und wie ich mich auf Big Island auf den längesten Tag des Jahres vorbereite.
Im Vorfeld gab es viele Unsicherheiten. Die Preise für die Unterkünfte explodierten regelrecht. Wir hatten schon vor über einem Jahr alles, zu noch verhältnismäßig günstigen Konditionen, gebucht und fürchteten jetzt eine Stornierung unseres Airbnb. Schließlich hätte der Vermieter mittlerweile locker den vierfachen Preis bekommen können und damit wäre das Abenteuer Hawaii für uns unbezahlbar geworden. Hat er aber zum Glück nicht gemacht. Auch Corona stellt immer noch einen Unsicherheitsfaktor dar. Sei es, dass man sich kurz vor Abflug selbst noch infiziert oder es kurzfristige Reisebeschränkungen gibt. Aber alles gut und so hieß es dann Koffer packen.
Gar nicht so leicht das ganze Material für einen Ironman, plus die Klamotten für die zwei Trainingswochen vor dem Rennen, plus die Sachen, die man sonst noch so für einen dreiwöchigen Urlaub braucht, im Gepäck zu verstauen.
Ich weiß gar nicht, wie viele Stunden wir gebraucht haben, bis alles, samt Rad, in den Taschen verstaut war.
Es geht auf die Reise zum Ironman Hawaii
Eigentlich wollten wir mit der Bahn morgens entspannt zum Flughafen fahren, denn zwei Koffer, ein Radkoffer und drei Menschen passen in die meisten Autos nicht rein. Doch zwei Wochen vor Abflug stellte ich fest, dass der Halt am Flughafen gestrichen wurde. Also doch mit dem Auto.
Um das Gepäckproblem zu lösen, fuhren Michelle und ich am Vortag mit dem Auto zum Flughafen, um alles einzuchecken. Das erwies sich als sehr gute Idee.
Zwar ging der Check-in des Gepäcks super schnell, aber die Lufthansa hatte ein Problem beim Erstellen der Rechnung für den Radtransport. Das zog sich dann fast zwei Stunden hin. Ein Prozedere, das ich am nächsten Tag sicher nicht so gelassen hingenommen hätte.
Eine weitere Stunde benötigte ich dann, um mir eine Genehmigung zum Transport von zwei CO2-Gaskartuschen zu besorgen. Man könnte ja eigentlich erwarten, dass das Sicherheitspersonal die Regeln für Gefahrengüter besser kennt.
Am nächsten Morgen wurden wir dann um 5 Uhr abgeholt. Alles sehr entspannt. Lieber etwas mehr Zeit einplanen. Die Sicherheitskontrolle ging ruckzuck und so hatten wir noch gute zwei Stunden Zeit bis unser Flug nach San Francisco starten sollte. Auch das CO2 ging problemlos durch.
Der 11 stündige Flug ging recht schnell vorbei. Drei relativ aktuelle Hollywood Blockbuster später, waren wir da. Und noch viel wichtiger: das Gepäck auch.
Die vielen Berichte in Social Media über verschollene Radkoffer haben mich schon etwas nervös gemacht.
Die Einreise in die USA ging diesmal auch flott. Das haben wir schon ganz anders erlebt. Es ist immer ein riesen Vorteil, im sportverrückten Amerika, wenn man dem Officer sagen kann, dass man zu einem Wettkampf fliegt. Dann ist das Eis meist gebrochen und das Thema kreist nur noch um Sport.
Dann mussten wir noch unser Gepäck durch den Zoll schleusen und zum Inlandsterminal wechseln.
Beim Security Check bekomme ich das C02 abgenommen. War ja irgendwie klar. Aber mit den Jungs braucht man auch nicht zu diskutieren.
Der anschließende Flug mit United war eher bescheiden. Das hatte Ryanair-Niveau. Nur einmal Getränke und kein Board-Entertainment. Dafür war der Flieger zum Bersten voll. Masken wurden kaum noch getragen und in der Reihe vor uns hustete sich einer zu Tode. Na danke!
Wir sind dann ziemlich baff, als Kristian Blummenfelt durch den Gang läuft. Er sitzt zusammen mit Gustav Iden ein paar Reihen vor uns. Dass die Jungs auch Holzklasse fliegen, hätte ich nicht erwartet.
Nach quälend langen 6 Stunden landeten wir dann endlich auf Hawaii. Während Michelle auf das Gepäck wartete, holte ich schon mal den Mietwagen.
Auch hier wieder den Vorteil der sportbegeisterten Amerikaner genossen. Kaum kam das Thema auf den Ironman, wurde ich als Premium-Kunde bedient und wurde direkt upgegradet. “Du hast doch ein Fahrrad? Dann gebe ich dir einen Mini-Van.”
Mit dem Schlachtschiff von Auto, Michelle und den Koffern ging es dann nach Kona in unser Airbnb und ziemlich direkt ins Bett.
Tag 1 – Wir sind in Kona
Wir haben mehr schlecht als recht geschlafen und sind schon um 4 Uhr hellwach. So stehen wir pünktlich um 6 Uhr vor Walmart um einzukaufen.
Wir schlucken schon ganz schön, als wir die Preise für Lebensmittel sehen. Hawaii war ja schon 2018 teuer, aber dank der Inflation und des Dollarkurs ist es jetzt nochmal eine ganze Nummer teurer geworden. Eine viertel Melone für 12, eine Flasche Wasser für 3 oder stinknormales Toastbrot für 5 Euro sind nur ein paar Beispiele. Was zudem auffällt, sind die leeren Regale. Vieles gibt es gar nicht und die günstigen Varianten sind meist schon ausverkauft. Das kann ja heiter werden, wenn das Gros der 5000 Triathleten auf der Insel aufschlägt.
Ein paar hundert Dollar ärmer fahren wir zurück und frühstücken erstmal. Dann geht es zum lokalen Bikeshop um CO2-Patronen zu kaufen, bevor wir zum Dig me Beach, dem Start des Ironman, laufen, um unsere erste Trainingseinheit zu absolvieren. Anne Haug ist gerade mit ihrer Einheit fertig.
Ich schwimme eine Stunde entlang der Küste. Es ist herrlich, aber leider sehe ich keine Delphine. Aber wenigstens lässt sich eine Meeresschildkröte blicken.
Nach dem Schwimmen laufen wir nach Hause zum Lunch. Danach fahren wir zum Kahalu’u Beach Park. Während ich am Strand chille und lese, geht Michelle noch eine Runde auf dem Ali’i Drive laufen.
Dann ist der erste Tag auch schon vorbei. Nach dem Abendessen fallen wir todmüde ins Bett.
Tag 2 – Die erste Ausfahrt auf dem Queen K
Ich wache schon um 5 Uhr auf, koche mir einen Kona Kaffee und mache mich daran mein Rad zusammen zu bauen. Es ist zum Glück alles in einem Stück angekommen. Dann kann es ja später zur ersten Fahrt auf den Queen K Highway gehen.
Nach dem Frühstück geht es aber erstmal zum Frühschwimmen an den Dig me Beach. Heute ist es schon deutlich voller und es werden bereits die Bojen ausgebracht, die den trainierenden Athleten den Weg der Ironman Strecke weisen.
Da wir es beide geschafft haben unsere Handtücher zu vergessen, müssen wir uns von der Sonne trocknen lassen. Das geht hier ja zum Glück recht fix.
Nach einem frühen Lunch mache ich das Rad startklar und dann geht es mit dem Auto auf dem Highway zum Kaloko-Honokōhau National Park knapp 7 Kilometer vor dem Eingang ins Energy Lab. Ein guter Ausgangspunkt für meine erste Radfahrt.
Ich starte mit dem Rad auf dem Highway, während Michelle Laufen geht.
Es ist ziemlich windig und ich muss mich erstmal wieder an die Aeroposition gewöhnen. Da mein Rad erst kurz vor Hawaii repariert wurde, bin ich wochenlang kein TT mehr gefahren.
Auf einem Stück mit sehr schmalen Seitenstreifen wäre ich fast gestürzt, als ein LKW recht knapp an mir vorbeirauscht und mich der Windsog erfasst. Okay, jetzt bin ich wach.
Nach 70 Kilometern auf dem Rad treffe ich mich wieder mit Michelle und wir nehmen noch eine kurze Abkühlung am Wawaloli Beach.
Tag 3 – 30k Long Run
Heute steht ein 30 Kilometer Lauf auf dem Plan. Das wird hart.
Als Ausgangspunkt dient das Energy Lab. Von dort kann ich 7 Kilometer zum Kaloko-Honokōhau National Park laufen, wo es die Möglichkeit gibt Wasser aufzufüllen.
Ich laufe los und der erste Abschnitt bis zum Tankstopp am National Park läuft ganz geschmeidig. Ich laufe weiter Richtung Kona und wende nach 3 Kilometern. Somit bin ich nach 13 Kilometern wieder am Wasserstopp. Ich bin schon ganz schön angeknockt und nutze den Wasserhahn, um mich etwas abzukühlen.
Es geht weiter zurück ins Energy Lab. An einer kleinen Mauer muss ich mich kurz im spärlichen Schatten ausruhen. Ich habe tatsächlich verdrängt, wie krass es ist hier zu laufen. Die Realität hat mich eingeholt. Wie zur Hölle habe ich hier 42 Kilometer überlebt?
Dann laufe ich an Chris Nikic vorbei, dem ersten Ironman mit Down-Syndrom, der mit seinem Guide am Straßenrand steht. Ich bleibe kurz stehen, denn offenbar wurde der Guide von einem Läufer über den Haufen gerannt und ist gestürzt. Unfassbar. Zum Glück ist aber beiden nichts weiter passiert.
Nach 20 Kilometern bin ich wieder am Minivan und kann mich mit kühlen Getränken versorgen und eine kurze Dusche am Strand genießen.
Ich laufe weiter ins Energy Lab zum Wendepunkt der Laufstrecke. Dann geht es noch einmal hoch auf den Highway. Ich muss jetzt immer mal wieder kurz stehen bleiben. Das macht es aber kaum besser, denn in der Sonne zu stehen, verschafft kaum Erholung.
Also weiter.
Mir kommt Lionel Sanders entgegen und er grüßt mich. Sowas passiert dir nur auf Hawaii. Ich schleppe mich weiter und komme endlich am finalen Wendepunkt an. Die letzten 2 Kilometer. Lionel grüßt auch beim zweiten Aufeinandertreffen.
Dann habe ich es geschafft. 30 Kilometer. Ich stelle mich komplett unter die Dusche. Wie geil kann Wasser sein!
Ich bin total kaputt und der Tag ist für mich gelaufen. Zu mehr als rumhängen auf unserer Terrasse reicht es nicht mehr.
Tag 4 – Ausfahrt zum Wendepunkt des Ironman Hawaii
Heute steht eine 100 Kilometer Tour nach Hawi, dem Wendepunkt der Ironman Hawaii Strecke, auf dem Programm.
Ich starte vom Spencer Beach Park, wo Michelle am Strand auf mich wartet. Auf dem Weg dorthin überholen wir die Norboys Gustav und Kristian. Das war jetzt schon das dritte Mal, dass wir die beiden sehen. Da müssen sie uns doch eigentlich einen Schnaps spendieren, oder?
Auch Sebi Kienle kommt uns dann noch auf der anderen Seite der Straße entgegen. Man merkt dann doch, dass hier eine Weltmeisterschaft stattfindet.
Ich starte erstmal Richtung Kona, um dann nach einer halben Stunde am Helikopter-Landeplatz umzukehren.
Das Teilstück zur Kreuzung nach Hawi ist stellenweise sehr schlecht vom Belag und auch der Seitenstreifen teils sehr schmal.
Der Abschnitt durch Kawaihae ist richtig mies zu fahren, bevor es dann an der Tankstelle hoch Richtung Hawi geht.
Man denkt ja eigentlich, dass es ab hier nur noch ein Katzensprung bis zum Wendepunkt ist, aber das Stück zieht sich enorm.
Es geht stetig leicht bergan und der Wind bläst hier eine ganze Ecke stärker als auf dem Queen K Highway. In Kombination mit dem teils schmalen Seitenstreifen und dem Verkehr, ziehe ich es vor, öfter in den Oberlenker zu wechseln. Safety first – ich will im Training lieber nichts riskieren.
Irgendwann komme ich in dem kleinen Nest Hawi an und drehe um. Bergab und mit Rückenwind macht das schon mehr Spaß.
Nach gut drei Stunden habe ich es geschafft und mir die Abkühlung im Meer inklusive Meeresschildkröten verdient.
Dann wollen wir noch schwimmen gehen. Leider hat das Aquatic Center schon geschlossen. Deshalb ging es nochmal spontan an den Dig me Beach. Da ist am Nachmittag kaum etwas los. Könnte an den dunklen Wolken und der etwas raueren See liegen.
Ich schwimme trotzdem los. Eine knappe Stunde steht im Plan.
Nach einer Viertelstunde taucht vor mir etwas aus dem Wasser auf. Ich denke erst, es ist ein anderer Schwimmer. Nein. Ist es ein Schnorchel? Nein. Das ist eine Finne und es ist kein Delphin. Ich mache zum ersten Mal in meinem Leben die Bekanntschaft mit einem Hai. Er war klein, glaube ich, zumindest war es seine Flosse. Aber ich wollte es gar nicht genauer wissen.
Was macht man in so einem Fall? Ich habe keine Ahnung und lasse meinem Fluchtinstinkt freien Lauf. Etwas schneller trete ich den Rückzug an und beende mein Training etwas früher und dafür mit einer Herzfrequenz von 200.
Tag 5 – Die erste Koppeleinheit zum Ironman Hawaii
Heute steht die erste Koppeleinheit auf dem Trainingsplan. Ich bin gespannt.
Als Ausgangspunkt wähle ich mal wieder das Energy Lab. Dort angekommen, richte ich die Wechselzone ein. Michelle begleitet mich wie immer und nutzt die Zeit für einen Intervalllauf.
Ich starte mit dem Rad Richtung Hawi und fahre die knapp 45 Kilometer bis Kawaihae und dann zurück. Sowohl der Wind als auch die Sonne zeigen sich heute deutlich gnädiger als gestern. Aber man muss schon sagen, dass die Strecke ziemlich langweilig ist und durch die wiederholten Trainingsfahrten auch nicht spannender wird.
Nach 2,5 Stunden biege ich wieder ins Energy Lab ein und wechsele für eine Stunde in die Laufschuhe. Es geht wieder ins Energy Lab rein und dann eine kurze Runde über den Highway zurück. Die Sonne ist von Wolken bedeckt. Es läuft deutlich besser als beim letzten Trainingslauf. Das wären tolle Bedingungen für den Renntag.
Nach dem Lauf treffe ich noch eine Social-Media-Bekanntschaft und wir quatschen etwas über das Training auf Hawaii. Am Auto angekommen, hat Michelle ein paar Jungs aus Düsseldorf kennengelernt. Ein paar Fachgespräche, dann noch eine Banane abgestaubt und es geht zurück ins Appartement.
Nach dem Lunch sind wir dann nochmal an den Honokohau Beach zum Schnorcheln gefahren. Bunte Fische und Schildkröten beobachten und den Tag gemütlich ausklingen lassen, denn morgen wird es nochmal hart.
Tag 6 – Eine Mitteldistanz geht immer
Heute starten wir früh in den Tag, denn ein letzter großer Trainingsblock steht an. Mein Coach hat mir mehr oder weniger eine Mitteldistanz in den Trainingsplan geschrieben. Es heißt also gut frühstücken.
Ich wurde von der Deutsche Presse-Agentur zum Thema “Preise und Kosten auf Hawaii” interviewt. Der Artikel erscheint in zig deutschen Zeitungen und Online-Newsportalen, sogar auf Sportschau. Ich bin etwas überrascht über die ganzen Nachrichten von Leuten, die meinen Namen in der Zeitung gelesen haben.
Früh fahren wir erneut zum Kona Aquatic Center und diesmal hat es geöffnet. Der Pool war 2018 wegen Renovierungsarbeiten geschlossen. Deswegen stand der Besuch des legendären Schwimmbads noch auf meiner Bucketlist.
Das Bad ist eine tolle Location mit zwei 25 Yard Pools und einer ganz speziellen Atmosphäre. Und das Beste: der Eintritt ist frei!
Allerdings fühle ich mich hier als noch schlechterer Schwimmer als sonst schon. Am Beckenrand stehen die Trainer, die alle aussehen wie aus Baywatch entlaufen, während die Athleten ihre Bahnen ziehen. Man muss in Kona wirklich aufpassen, dass man keine Komplexe bekommt und sich auf sein eigenes Ding konzentriert.
Hier sind so viele krasse Maschinen unterwegs und permanent wird hier trainiert. Gestählt, gutaussehend, braun gebrannt.
Michelle und ich gehen zusammen auf eine fast leere Bahn, schwimmen unser Programm und hoffen, dass wir niemanden stören.
Nach einer guten Stunde sind wir fertig und komplett ausgedörrt. Ich habe keine Ahnung, was die hier in das Wasser machen, aber gefühlt wird man davon komplett dehydriert. Mund und Haut sind super trocken.
Nach dem Schwimmen geht es ins Energy Lab. Mal wieder. So langsam kennen wir hier jeden Grashalm.
80 Kilometer Rad stehen auf dem Programm. Wieder Richtung Hawi, denn in diese Richtung gibt es weniger Verkehr und weniger Kreuzungen. Heute ist es sehr heiß und sehr windig. Vor allem der Rückweg nach Kona fühlt sich für mich unheimlich anstrengend an. Nach den guten Bedingungen gestern, zeigt die Insel heute, dass sie auch anders kann.
Kurz nach der Wende verliere ich meine Wasserflasche. Sie wird vom Wind auf die Straße geweht und ein LKW lässt sie platzen wie eine Wassermelone. Super, dass das ausgerechnet am härtesten Trainingstag passiert.
Leicht dehydriert komme ich nach guten zwei Stunden am Auto an. Das kann ja heiter werden.
Ich wechsel zum Laufen. Diesmal teste ich die Wettkampfschuhe.
Es geht eigentlich ganz gut los, doch nach 5 Kilometern bricht am Ausgang des Energy Lab mein Kreislauf zusammen. Ich sitze am Straßenrand in der prallen Sonne und frage mich, wie ich das schaffen soll. Ich komme mit diesen Bedingungen einfach nicht klar. Trockene Hitze wie in Frankfurt oder Vichy bei 35°C, das kann ich ab, aber hier machen mich 30° fertig. Ich bekomme echte Selbstzweifel. Nicht gut.
Nach einer Weile raffe ich mich auf und laufe wieder los. Auf dem Queen K angekommen, geht es mir auf einmal deutlich besser. Ich kann die restlichen 15 Kilometer durchlaufen. Am Auto angekommen, bin ich trotzdem total fertig.
Heißt es vielleicht Energy Lab, weil es dem Körper sämtliche Energie entzieht?
Tag 7 – Ein Ruhetag
Heute steht nichts im Trainingsplan. Ruhetag. Der Erste seit wir auf Hawaii sind.
Es ist also Touri-Programm angesagt und wir wollen zum Vulkan.
Auf dem Weg Richtung Vulkan machen wir Halt am 2-Step, einem der besten Spots zum Schnorcheln. Hier gibt es viele bunte Fische, Schildkröten und manchmal auch Delphine zu sehen. Leider für uns heute nur erstere.
Weiter geht es durch eine sehr abwechslungsreiche Landschaft, vorbei am South-Point, dem südlichsten Zipfel der USA und dem Black Sands Beach.
Am Vulkan angekommen sind wir etwas getäuscht. Wir hatten gedacht, dass wir diesmal Lava zu sehen bekommen, nachdem der Vulkan ja 2018 kurzzeitig erloschen war.
Aber mehr als einige Rauchschwaden waren nicht zu erblicken. Man muss wohl im Dunkeln kommen, um das rote Leuchten der Lava zu sehen. Wir überlegen, ob wir das vielleicht nach dem Ironman machen. Die gut 90 Meilen sind aber schon eine lange Strecke. Mal sehen, ob wir dazu noch Lust haben.
Auf dem Rückweg nehmen wir nicht die Küstenstraße, sondern fahren durchs Landesinnere vorbei am Mauna Kea, dem über 4000 Meter hohen Berg im Zentrum der Insel.
Hier oben ist eine gespenstische Stimmung. Karg, kalt und neblig. Es ist wirklich sehr unwirklich. Es hat nur noch 10°C und man sieht im Nebel kaum 50 Meter. Eine Viertelstunde später schauen wir bei wolkenlosen Himmel den Sonnenuntergang über dem Meer zu und es sind wieder 30°C.
Tag 8 – Es wird voller in Kona
Wir wollen den Tag heute am Dig me Beach mit einem Schwimmen über die ganze Renndistanz beginnen.
Schon auf dem Weg zum Schwimmstart sehen wir, dass bereits sehr viele Athleten im Wasser unterwegs sind. Am Straßenrand werden die ersten Stände der Sportartikelhersteller aufgebaut und das Ironman Merchendise Zelt hat geöffnet. Die Straßen sind deutlich voller. Es ist Rennwoche und das merkt man jetzt. Die Luft knistert.
Auch am Pier ist es merklich voller als in den Tagen zuvor. Im Wasser ziehen sich die Schwimmer wie eine Perlenschnur gen Horizont. Die Stadt ist jetzt fest in der Hand der Triathlongemeinschaft.
Ich schwimme los bis zur letzten Boje, 1900 Meter, und lasse mich etwas treiben. Da kommt Michelle an mir vorbei. Wir nutzen die Gelegenheit und machen ein paar Bilder.
Nach dem kleinen Shooting geht es zurück zum Pier, wir duschen uns kurz ab und bummeln dann noch eine Runde über den Markt, kaufen frisches Obst und schauen uns auch mal den Ironman Merch an. Es ist nicht so mein Ding mich in Klamotten mit dem großen M zu kleiden und so bin ich über die Preise gar nicht so traurig. Ich kaufe mir nur einen Kaffeebecher für stolze 20$. Ein kleines Souvernier muss es halt schon sein.
Zu Hause gibt es ein paar Bagel und Kaffee aus meiner neuen Tasse. Nach einem kurzen Powernap geht es zur zweiten Trainingseinheit des Tages.
Es stehen Intervalle auf der Programm. Etwas einlaufen, dann acht Sprints, gefolgt von zwei flotten Kilometern, auslaufen, fertig.
Keine halbe Stunde hat das gedauert und trotzdem sitze ich schweißgebadet am Auto und warte darauf, dass auch Michelle ihren Lauf beendet. Ich kann gar nicht so viel Wasser oben reinschütten, wie aus den Poren wieder rausläuft.
Im Supermarkt fällt auf, dass die Regale noch leerer geworden sind. Vorallem Wasser, Nudeln und Cliffbars sind geplündert. Die typischen Lebensmittel eben, die Ausdauersportler so konsumieren. Ich bin mal gespannt, wie sich das entwickelt.
Morgen früh startet die Raceweek dann richtig. Das erste Event steht im Kalender. Michelle startet beim 5 Kilometer Kona Fun Run. Ich schone mich lieber und gebe den Supporter.
Tag 9 – Shooting Day
Heute ist schon wieder ein Ruhetag. Er wird aber gar nicht so ruhig werden, denn heute steht ein Fotoshooting mit Carla Nagel und Marcel Hilger auf dem Programm.
Eigentlich sind es sogar zwei.
Wir machen ein Shooting am Morgen im Auftrag von Castelli und ein weiteres am Nachmittag für Michelle und mich privat.
Doch erstmal startet der Tag mit etwas Sport für Michelle, denn sie hatte sich für den Kona Town Fun Run über 5 Kilometer angemeldet. Das hätte sie fast vergessen und fiel am Vortag aus allen Wolken, als das Gespräch darauf kam.
So ging es jetzt gegen halb sieben zum Hale Halawai Park, wo sich der Start- und Zielbereich befindet.
Der Fun Run ist ein Ersatz, den Ironman für den nicht mehr stattfindenden PATH Run anbietet. Ich finde es schade, dass es den PATH Run nicht mehr gibt, da er eben nicht von Ironman selbst veranstaltet wurde, sondern von einer lokalen Organisation für einen guten Zweck.
Ironman hat dann auch gleich mal die Startgebühr deutlich angehoben.
Das waren dann alles Gründe, mich nicht anzumelden. Außerdem will ich mich in diesem Jahr voll auf das Training und das Rennen konzentrieren.
Am Park angekommen merkt man auch deutlich, dass das Rennen nicht so gut angenommen wird. Es ist weniger los als beim PATH Run 2018. Es gibt vor Ort sogar noch Startplätze und das obwohl dieses Jahr viel mehr Menschen in Kona sind.
Die Zeit bis zum Start verquatschen wir wieder mit anderen Athleten und dann geht es auch schon auf die Strecke am Ali’i Drive Richtung White Sands Beach.
Ich muss nicht lange warten, bis Michelle wieder im Ziel ist. Schweissnass bekommt sie eine wirklich hübsche Medaille umgehängt.
Da wir heute nicht viel Zeit haben, verabschieden wir uns relativ zügig und laufen wieder in unser Domizil.
Im Nachhinein muss ich sagen, dass 50$ für den Lauf gar nicht so teuer sind. Denn neben der Medaille gab es auch ein ganz ansehnliches Funktionsshirt. Wenn man das mit den Preisen vor Ort vergleicht, dann bekommt man den Lauf quasi gratis.
Nach dem Lauf haben wir uns aufgemacht nach Waikoloa, um uns dort mit Carla und Marcel zu treffen. Marcel hatte mich gefragt, ob ich Lust auf ein Produktshooting für Castelli habe. Habe ich natürlich. So eine Gelegenheit lasse ich mir doch nicht entgehen.
Die beiden machen immer super coole Bilder und die zwei Stunden vergingen wie im Flug. Wir hatten auf jeden Fall sehr viel Spaß und ich bin schon sehr gespannt auf das Ergebnis.
Doch damit nicht genug, denn wir hatten mit den beiden noch ein privates Shooting für den Nachmittag vereinbart.
Und so ging es dann später am Tag an den White Sands Beach und auf das alte Kona Flugfeld, auf dem sich jetzt ein Park befindet. Die Zeit verging wieder super schnell und wir nutzten wirklich das letzte bisschen Tageslicht, um Bilder zu machen.
Ich glaube, es sind eine Millionen geile Bilder entstanden.
Tag 10 – Ho’ala Ironman Hawaii Training Swim
Heute steht dann auch für mich das erste Event im Kalender. Das Ho’ala Trainingsschwimmen, das von Ironman veranstaltet wird. Eine gute Gelegenheit, um die Strecke unter Wettkampfbedingungen zu schwimmen.
Um halb 7 Uhr sind wir am Kona Beach Hotel, um unsere Startunterlagen abzuholen. Ein Zeitmesschip, eine Badekappe und ein Funktionsshirt bekommt jeder ausgehändigt. Das Schwimmen ist ausverkauft und es ist super voll auf dem Pier, denn zusätzlich nutzen auch weitere Athleten die Chance, sich auch ohne offizielle Zeitnahme ins Teilnehmerfeld einzureihen.
Michelle und ich schwimmen zur Startlinie, die einige Meter vom Dig me Beach entfernt ist. Kaum dort angekommen, erschallt auch schon das Startsignal und die Waschmaschine setzt sich in Bewegung. Ich finde es ja ein bisschen schade, dass es den epischen Massenstart beim Ironman nicht mehr gibt. Das sieht schon sehr cool aus, wenn sich 700 Menschen auf einmal in Bewegung setzen.
Ich schwimme sehr weit rechts. So weit, dass ich rechts am mittlerweile angekommenen Coffeeboot vorbeischwimme. Ich sehe, dass das Hauptfeld gut 20 Meter links von mir schwimmt. Ich drifte langsam ins Hauptfeld und versuche ein paar gute Füße zu erwischen.
Was mir oft nicht gelang, klappt heute wunderbar. Ich schwimme fast immer mit Füßen vor mir und kann den Wasserschatten nutzen.
Zudem habe ich das Gefühl, dass ich viel besser mit dem Massenstart zurecht komme als 2018.
Klar, Schwimmen ist immer noch nicht meine Disziplin, aber diesmal fühlte es sich wirklich gut an.
Dann kommt auch schon die Wende und es geht zurück nach Kona.
Kurz vor dem Ziel wird es auf einmal eng. Als ich mich in der Leine einer Bojenkette verheddere, weiß ich warum. Ich bin wieder viel zu weit links. Das kostet jetzt richtig Zeit.
Umso überraschter bin ich, als ich aus dem Wasser steige und durch den Zielbogen laufe. 1:01 steht auf der Uhr. Das ist für mich eine Megazeit. Zum Vergleich: beim Ho’ala Swim 2018 war ich 6 Minuten langsamer und beim Ironman sogar 8 Minuten.
Wenn ich am Samstag diese Zeit wiederholen könnte, wäre das der Hammer.
Ich bin richtig happy und hole schnell meine Sachen, um mich umzuziehen. Dann laufe ich gemütlich zum Zielbogen, um zu schauen, wann Michelle kommt. Umso überraschter bin ich, als sie plötzlich vor mir steht. Sie hat ihre Zeit vom letzten Mal um gute 20 Minuten unterboten.
Wir sind also beide äußerst zufrieden.
Nach dem Schwimmen ist es dann soweit. Ich hole meine Startunterlagen für die Ironman Weltmeisterschaft 2022 ab. Das ist schon etwas besonderes.
Nach dem Check der Personalien bekommt man eine neue Kona-Coin in die Hand gedrückt. Die Qualifier-Coin bekommt man eigentlich bei der Slotvergabe. Da sich ja aber das Rennen immer wieder verschoben hat, bekommt jetzt jeder noch eine Münze, auf der das korrekte Datum des Rennens steht.
Dann gibt es die Tüte mit den Startnummern. Ich habe die Startnummer 1090. Kann man sich gut merken.
Den obligatorischen Rucksack, der auf Hawaii doch deutlich hochwertiger ist als sonst, bekommt man dann natürlich auch und zudem gibt es noch ein Badehandtuch.
Den Rest des Tages verbringen wir mit Faulenzen und Nichtstun. Ich nutze die Zeit, um mein Rad mal richtig sauber zu machen und einen Babygecko aus unserem Badezimmer zu retten.
Das reicht ja dann auch für heute.
Tag 11 – Party on!
Party time! Heute stehen gleich zwei Partys auf dem Programm. Eigentlich sogar noch mehr, aber man kann nicht auf allen Hochzeiten tanzen.
Doch zuerst beginnt der Tag mit Training. Es steht die letzte kurze Koppeleinheit auf dem Plan. Und wo sollte diese starten, wenn nicht im Energy Lab.
Da das Radfahren im Energy Lab mittlerweile bei Androhung der Disqualifikation untersagt ist, parken wir am Eingang zum Energy Lab.
Das Radfahren ist untersagt, weil es in der Rennwoche einfach zu voll ist und es im Energy Lab keinen Seitenstreifen gibt. Es ist also nicht ganz ungefährlich, weil dort eben gearbeitet wird und die Anlieger maximal genervt sind, wenn sie von Triathleten behindert werden.
Es stehen auch mehrere Hinweisschilder, dass man immer auf der linken Straßenseite und nicht nebeneinander laufen soll.
Ich fahre wieder Richtung Hawi. Es ist richtig voll auf dem Highway und ich bin froh, dass ich den Großteil meines Trainings hinter mir habe. Es sind etliche Pelotons unterwegs, an denen man auf den schmaleren Stücken des Seitenstreifen kaum vorbeikommt.
Manche Triathleten fahren rechts und pöbel auch noch, wenn man sie bittet links zu fahren. Andere überholen, ohne auf sich aufmerksam zu machen und so eng, dass ich leichte Gewaltphantasien bekomme.
Autos mit Fotografen bummeln neben ihren Athleten her, um Bilder zu machen und halten den ganzen Verkehr auf oder halten einfach auf dem Seitenstreifen.
Ich bin genervt und ich verstehe die Locals, die auch genervt sind. Es sind die wenigen Rücksichtslosen, die den Ruf aller versauen.
Zum Glück muss ich nur eine Stunde fahren und muss mir das Generve nicht lange geben.
Ich wechsel in die Laufschuhe und laufe ins geliebte Energy Lab. Diesmal nur eine halbe Stunde. Ich laufe ohne Verpflegung.
Wie bereits geschrieben, stehen im Energy Lab mehrere große Hinweisschilder. Viele scheinen sie nicht zu lesen, denn es laufen immer wieder Gruppen in dreier Reihe auf der Straße. Einfach nur rücksichtslos.
Wie groß muss der Unmut bei den Einheimischen sein, wenn ich als Gast schon total genervt bin?
Mein Lauf läuft gut. Sehr gut sogar. Drei mal hat mich das Energy Lab gebrochen, doch heute nicht. Ich kann endlich mal durchlaufen ohne einzubrechen. Das gibt Selbstvertrauen für Samstag.
Danach schauen wir uns die Expo an. Sie ist deutlich kleiner als 2018. Wir vermissen viele große Triathlon-Brands, die man hier eigentlich erwarten würde. Ich hatte schon im Vorfeld mit einigen Ausrüstern gesprochen und vor allem aus Europa wurde immer mit dem Hinweis auf die enormen Kosten abgewunken.
So bleibt es bei einem kurzen Besuch. Wir sehen aber schon wieder Kristian Blummenfelt. Das ist jetzt schon das vierte oder fünfte Mal. Trainiert der auch mal?
Dann mein Highlight und großer Fanboy Moment: Ich treffe Mark Allen. Und was ich sonst nie mache, ich frage nach einem gemeinsamen Foto und grinse wie ein Schuljunge in die Kamera.
Nach einem kurzen Stopp zu Hause geht es auf die Slowtwich Party. Eine sehr schöne Veranstaltung des amerikanischen Triathlon Forums in einem Haus direkt am Meer.
Es gibt Pizza & Drinks und eine Verlosung, bei der wir diesmal leider leer ausgehen.
Wir treffen viele neue Gesichter, haben ein längeres Gespräch mit Christopher von Core und treffen ein paar Mitglieder es deutschen Triathlon Forums.
Wusstet ihr, dass es Menschen gibt, die schon 24 Mal auf Hawaii gestartet sind?
Nach der Party fahren wir noch auf ein Erdinger Alkoholfrei ins Deutsche Hause, wo Swissside alle Athleten zum Apéro eingeladen hat.
Tag 12 – Welcome to Ironman Hawaii
Weiter geht es in der Raceweek, die gespickt ist mit Events und Terminen.
Los geht es heute sehr früh mit dem Underpants Run, einer etwas skurrilen Laufveranstaltung. Für einen guten Zweck setzt sich eine Horde Triathleten in Unterwäsche in Bewegung und läuft, oder besser besagt geht, zwei Kilometer über den Ali’i Drive.
Hat was von Karneval, ist ziemlich bescheuert, muss man halt aber gemacht haben.
Danach bleiben uns ganze 5 Minuten, um zum Race Briefing zu kommen. Die Location ist leicht überfüllt und es gibt nur noch sonnige Stehplätze. Wirklich Neues erfährt man hier nicht.
Nach dem Briefing geht es ans Pier zum Schwimmen. Hier sind mittlerweile die Aufbauarbeiten in vollem Gange. In Kombination mit der Masse an Menschen bedeutet dies, dass es super eng und voll ist.
Der Ali’i Drive im Start-Ziel-Bereich ist jetzt für den Verkehr gesperrt.
Leider ist das Coffee-Boat schon weg. So bleibt es bei der Trainingseinheit und es gibt keinen Kaffeestopp im Meer.
Dann geht es zum Flughafen, wo wir meine Eltern abholen, die ihren Kalifornien-Urlaub mit einem Abstecher zum Ironman Hawaii beenden.
Am Abend gehen wir mit ihnen zum Ironman Hawaii Welcome Banquet. Fragt nicht, was ein Ticket für Angehörige kostet. Es war klar, dass der Preis das Gebotene nicht wirklich rechtfertigt, aber wir wollten das zumindest einmal erleben, da wir beim letzten Mal nicht dabei waren.
Wie zu erwarten gab es mittelmäßiges Essen aus Warmhalteschalen auf Einweggeschirr. Aber wie sonst soll man so eine Menschenmasse verköstigen?
Auf der Bühne wird eine Show aus hawaiianischer Folklore und Ironman Pathos geboten. Das ist ganz nett und wenig überraschend.
Etwas peinlich ist, dass nach einer Stunde nur noch Wasser zu haben ist und alle Softdrinks leer sind. Das sollte bei den Eintrittspreisen nicht passieren.
Nach zwei Stunden gingen wir mit der Erkenntnis nach Hause, dass wir genau das bekommen haben, was wir erwartet hatten und das war nicht viel.
Tag 13 – Doppel-Schwimm-Trottel-Einheit
Am Morgen steht eine letzte längere Schwimmeinheit auf dem Plan. Am Dig me Beach angekommen sind wir etwas verwirrt, denn der Zugang zum kleinen Strand ist gesperrt. Die Aufbauarbeiten für das morgige Rennen sind im vollen Gange und deshalb ist kein Platz mehr für die Trainingsschwimmer.
Wir hatten eigentlich vor, wenigstens einmal zum berühmten Coffee-Boat zu schwimmen, um mitten im Meer einen Kona-Coffee zu trinken, aber dieses Vergnügen bleibt uns in diesem Jahr leider verwehrt, denn das Boot ist heute gar nicht da.
Wir gehen zum Einstieg an den Strand des Kona Beach Hotels auf der anderen Seite des Pier. Der Strand ist brechend voll mit Triathleten.
Michelle und ich schwimmen los. 45 Minuten stehen im Plan.
Als ich zurück bin, ist Michelle noch nicht da. Ich bin etwas erstaunt und halte nach ihr Ausschau.
Nachdem sie auch über eine halbe Stunde später noch nicht aufgetaucht ist, frage ich bei den Rettungsschwimmern nach, ob jemand aus dem Wasser gefischt wurde.
Sie wussten von nichts und sagten mir, dass ich am Infopunkt die vermisste Person melden kann.
So stand ich am Strand und war kurz davor, eine Suchmeldung zu machen, als Michelle aus dem Wasser stieg. Sie hatte Delphine gesehen.
Ich war froh, dass sie wieder da war, hätte sie aber auch erwürgen können.
Wir sind dann nochmal rausgeschwommen, was im Nachhinein ziemlich dumm war. Denn die Delphine waren weg und am Ende stand das doppelte Pensum auf der Uhr. Sorry Coach!
Einen 30-minütigen Lauf sollte ich aber auch noch absolvieren und so ging es zum Abschluß des Tages wieder auf den Queen K Highway. Der Schweiß und die Anstrengung werden nicht weniger und mein Respekt vor dem Marathon immer größer.
Wir gehen früh nach Hause, um uns für das morgige Rennen auszuruhen.
Tag 14 – Das Ironman Hawaii Rennen der Frauen
Eigentlich wollen wir um 6 Uhr am Start sein, was dann doch nicht ganz geklappt hat.
Es ist super voll und alles ist zugeparkt. Ich bin so froh, dass wir in diesem Jahr in Laufweite wohnen.
Schon der Weg zum Start ist sehr kribbelig. Überall Menschen, die in dieselbe Richtung strömen.
Ohne das Zweitagesrennen wäre ich wahrscheinlich nie in den Genuss gekommen, mal einen Ironman Hawaii als Zuschauer zu sehen.
Am Schwimmstart ist die Hölle los. Doch wir haben Glück.
An einem kleinen Strandabschnitt finden wir einen Platz auf der Kaimauer. Wir haben perfekte Sicht auf das Pier und den Startbereich.
Einziger Nachteil unseres Standorts: wir werden regelmäßig von der Brandung überspült und sind innerhalb kürzester Zeit klatschnass.
Dann die Nationalhymne. Pathos können die Amerikaner und die Gänsehaut bleibt nicht aus. Dann beginnt ein traditionelles Hawaiianisches Lied, bevor der Kanonenschuß das Rennen startet.
Da man davon vom Land aber sowieso nicht viel sieht, begeben wir uns direkt an die Radstrecke. Auf der Kreuzung der Palani Road kommen die Fahrerinnen dreimal vorbei.
Michelle fährt mit Carla und Marcel, die als Pressefotografen akkreditiert sind, auf die Strecke. Ich bleibe in Kona, da ich mich schonen will.
Als erste kommt natürlich Lucy Charles-Barclay an mir vorbeigefahren. Aber ihr Vorsprung ist nicht so groß wie gedacht.
Nachdem das Frauenfeld zum dritten Mal an mir vorbeifährt, gehe ich nach Hause. Ich will den Tag nutzen, um mich auszuruhen, Dinge für mein Rennen vorzubereiten und nebenbei das Rennen im Livestream zu verfolgen.
Zum Zieleinlauf will ich natürlich wieder vor Ort sein.
Wenn man selbst etwas zu tun hat, dann vergeht die Zeit des Rennens doch deutlich schneller. Liegt aber vielleicht auch daran, dass ich nicht zu Hause in Deutschland mitten in der Nacht todmüde vor dem Fernseher sitze, sondern am Mittag bei strahlendem Sonnenschein auf der Terrasse unserer Unterkunft.
Als es soweit ist und die Frauen nur noch gut 10 Kilometer auf der Laufstrecke zu absolvieren haben, laufe ich zum Zielbereich, um mich dort mit Michelle und meinen Eltern zu treffen.
Viel ist dort noch nicht los und wir finden beste Plätze nur 10 Meter vor der Finishline direkt am Zielkanal.
Dass Chelsea Sodaro mit deutlichem Vorsprung gewinnt, ist die Überraschung des Tages.
Spannend ist dann nur noch die Frage, ob Anne Haug es auf den zweiten Platz schafft oder Lucy die wenigen Sekunden Vorsprung ins Ziel retten kann.
Wir alle wissen, glaube ich, dass es für Anne am Ende nicht gereicht hat.
Wir schauen uns noch für eine halbe Stunde die folgenden Zieleinläufe der Profi-Frauen an, bevor wir wieder in unserem Domizil verschwinden. Nur nicht zu viel Anstrengung ist die Devise.
Tag 15 – Der letzte Tag vor dem Ironman Hawaii
Heute ist Rad Check-in. Es wird ernst.
Doch der Morgen beginnt mit einem Schock.
Meine Radverpflegung, die ich mir am Abend zuvor angerührt habe, ist ein einziger zäher Klumpen Zuckermasse. Panik bricht aus, denn so bekomme ich das Zeug nicht in die Radflasche rein und schon gar nicht wieder raus.
Das ist mir noch nie passiert. Für eine zweite Mischung fehlen mir allerdings die Zutaten. Mein Maltodextrin ist fast leer.
Was soll ich nur machen? Ohne ausreichend Verpflegung auf dem Rad würde der Wettkampf eine Katastrophe mit Ansage.
Ich wecke Michelle. Sie versucht mich erstmal zu beruhigen.
Wir starten einen Aufruf auf Instagram. Bei über 4000 Triathleten auf der Insel wird ja wohl jemand noch Maltodextrin übrig haben. Schließlich ist das der Treibstoff des Ausdauersports.
Tatsächlich meldet sich irgendwann Maja Stage, die dänische Profi-Triathletin, bei uns. Michelle hatte sie zufällig im Energy Lab kennengelernt. Maja bietet uns einen Beutel feinstes Dänisches Pulver an. Ich bin gerettet.
Wir fahren an den Ali’i Drive auf Höhe des White Sand Beach für einen letzten Aktivierungslauf vor dem Rennen.
Im Anschluss sammeln wir bei Maja das Maltodextrin ein. Unfassbar nett von ihr. Es zeigt mal wieder, wie nah sich in unserem Sport Hobbysportler, Amateure und Profis sind, vor allem auf Hawaii.
Wieder in unserer Unterkunft bereite ich alles vor.
Es muss nicht nur Rad und Helm eingecheckt werden, sondern auch die Wechselbeutel für das Radfahren und Laufen, an die man am Rennmorgen nicht mehr rankommt.
Es gilt also alles doppelt und dreifach zu checken. Bloß nichts vergessen.
Dann fahren wir zur Wechselzone auf dem Pier. Die Schlange ist zum Glück nicht lang und ich komme schnell an die Reihe.
Was super witzig ist, dass Cam Wurf wieder mit mir eincheckt. Schon 2018 stand er beim Bike-Checkin neben mir. Wenn das mal kein gutes Omen ist.
Beim Checkin bemerkt man auch schon den Helfermangel, der in diesem Jahr herrscht. 2018 wurde noch jeder Athlet von einem persönlichen Helfer durch die Wechselzone geleitet und alles erklärt. Diesmal darf man sich alles alleine anschauen. Kein Drama, aber ein Indiz dafür, dass doch einige Helfer fehlen.
Neu sind die Radständer in der Wechselzone. Sehr coole Teile, in die man nur noch das Hinterrad platziert und dieses dann über eine Stellschraube fixieren kann. Sehr professionell und tausendmal besser als die Racks, an denen man sein Rad mit dem Sattel hängt.
Der mir zugewiesene Platz ist ziemlich gut, da er im vorderen Teil der Wechselzone liegt. So muss ich mit dem Rad in der Hand, sowohl beim Raus- als auch beim Reinlaufen, nicht so weite Wege gehen.
Nachdem ich auch meine Beutel an die entsprechenden Haken gehängt habe, bin ich fertig.
Wieder am Ausgang hat sich eine mächtig lange Schlange vor dem Checkin gebildet. Da habe ich ja wirklich Glück gehabt, dass ich nicht ewig in der prallen Sonne warten musste.
Zu Hause gibt es dann die obligatorische Pre-Race-Pasta und um 20 Uhr ist tatsächlich Licht aus.
Morgen wird ein langer Tag. 226 Kilometer über die Insel. Da will ich so viel schlafen, wie nur möglich.
Weiters zu meinem Ironman Hawaii
Wenn ihr weitere Infos zu meiner Reise zum Ironman Hawaii haben wollt, dann schaut doch mal auf meinem Instagram Profil vorbei. Dort habe ich fast täglich etwas von Hawaii gepostet.
Auf Strava findet ihr alle meine Trainingseinheiten zur Vorbereitung auf den Ironman Hawaii.
Natürlich gibt es im Blog mittlerweile auch den Rennbericht zum Ironman Hawaii 2022.