Siebengebirgsmarathon 2021

Es fing Ende Oktober mit einer harmlosen WhatsApp Nachricht an: „Halbmarathon im Siebengebirge? Eigentlich ganz nett dort“.
In Corona Zeiten wird nicht lange gefackelt und genommen was im Rennkalender angeboten wird. Michelle war auch direkt dabei und wir im Handumdrehen beim Siebengebirgsmarathon angemeldet.

Man hätte ja bei dem Wort „Gebirgsmarathon“ schon hellhörig werden oder vielleicht mal die möglichen Wetter Szenarien für Mitte Dezember bedenken können. Aber gut, dafür war es dann zu spät.

Vorbereitung auf den Siebengebirgsmarathon

Wegen Corona gab es in diesem Jahr einige Änderungen. So sollte es keinen Marathonlauf geben, sondern nur einen Halbmarathon für 500 Teilnehmer unter 2G-Bedingungen.

Die Strecke mit 320 Höhenmetern sah auf Komoot eigentlich gar nicht so schlimm aus.

Dann habe ich noch ein paar Bilder aus den vergangenen Jahren gecheckt. Von Schnee über Regen bis Sonne wurde da alles geboten. Was habe ich von einem Lauf im Dezember auch anderes erwartet.

Drei Tage vor dem Rennen prognostizierte die Wettervorhersage 5°C und Regen und ich stand vor der Frage: was ziehe ich an? Und vor allem welche Schuhe?

Am Abend vor dem Rennen entschied ich mich, die Entscheidung auf morgen zu vertagen und die Gegebenheiten vor Ort abzuwarten. So habe ich dann von Kurz-Kurz bis Lang-Lang alle Kombinationen eingepackt.

Die Schuhwahl war etwas kniffliger, denn einen Trailschuh oder ähnliches, was auf matschigen Waldwegen die erste Wahl wäre, besitze ich nicht.
Nike Vaporfly? Wahrscheinlich eine sehr dumme Idee. Darin hat mich auch mein Coach bestätigt. Ich habe sie trotzdem mal eingepackt.
Als Alternative nahm ich dann noch einen leichten Schuh mit dünner Sohle für direkteren Bodenkontakt mit.

Der Rennmorgen

Wenn morgens um 5:30 Uhr der Wecker klingelt, stellt man sich schon die Sinnfrage. Warum zur Hölle tut man sich das am dritten Advent an, wo normale Menschen zu Hause auf der Couch sitzen, „Kevin allein zu Haus“ schauen und Plätzchen essen.

Eine Stunde später saßen wir bei Matthias im Auto, der uns mit seiner WhatsApp auf diese glorreiche Idee gebracht hatte.

Der angekündigte Regen ließ nicht lange auf sich warten und begleitete uns bis Aegidienberg, dem Austragungsort des Siebengebirgsmarathon .

In der kleinen Stadthalle, in der sich auch der Zieleinlauf befindet, wurden uns nach Überprüfung unseres Impfstatus die Startunterlagen ausgehändigt. Da der Start ein gutes Stück vom Ziel entfernt ist und es immer noch regnet, sind wir das Stück mit dem Auto gefahren. So konnten wir wenigstens so lange wie möglich im Trockenen warten.

Für mich sollte es in der ersten Startwelle um 9 Uhr losgehen.

Ich entscheide mich für kurze Hose und Longsleeve. Bei der Schuh-Frage habe ich ausnahmsweise mal eine vernünftige Entscheidung getroffen und auf die Carbon-Schuhe verzichtet. Leicht frierend joggte ich locker zum Start, der sich auf einer Pferdekoppel befindet. Um im Regen und Wind nicht komplett auszukühlen, verbringe ich die Zeit bis zum Startschuss damit ein paar Runden auf der matschigen Bahn zu ziehen und versuche dabei nicht in Pferdemist zu treten.

Der halbe Siebengebirgsmarathon

Um Punkt 9 geht es los und die Schlammschlacht kann beginnen.

Schon auf den ersten Metern geht es über matschige Wege und innerhalb kürzester Zeit sehen alle aus wie Sau.

Siebengebirgsmarathon

Nach wenigen Metern dann der erste Anstieg. 15% Steigung! Ich glaube, ich bin noch nie eine 15% Steigung gelaufen. Noch schlimmer ist aber das 15% Gefälle danach, denn auf dem total aufgeweichten Boden habe ich schwer damit zu kämpfen nicht auf dem Hintern zu landen. Meine normalen Laufschuhe bieten hier absolut keinen Grip.

Nach dem ersten Kilometer bin ich schon ordentlich am Keuchen und der Puls ist auf Betriebstemperatur.

Da ich zu 99% nur flache Asphaltstrecke laufe, kann ich überhaupt nicht einschätzen, wie das hier für mich ausgeht. Nach dem ersten Kilometer ist mir aber klar, dass ich nicht mehr auf meine Uhr schauen brauche. Pacing ist hier sinnlos, die Strecke muss ich nach Gefühl laufen.

Es folgen 21 Kilometer auf denen es eigentlich kein Flachstück gibt. Entweder es geht mit 5 bis 10 % nach oben oder eben mit ähnlichem Gefälle wieder runter.
Die Abschnitte, auf denen der Untergrund mal etwas fester oder sogar asphaltiert ist, sind Mangelware.

Schon nach der Hälfte der Strecke brennen meine Waden und Oberschenkel. Das gibt morgen den Muskelkater des Todes.

Das selektive Geläuf führt dazu, dass sich keine Gruppen bilden, da jeder sein ganz individuelles Tempo läuft. Ab und zu läuft man mal ein paar Meter mit jemandem zusammen, der dann aber am nächsten Hang wieder ein paar Meter gewinnt und bergab verliert oder umgekehrt. Ich bin in eine vierer Gruppe, die sich über 100 Meter verteilt. Zumindest ist man nicht ganz auf sich allein gestellt.

Da es mehr oder weniger die ganz Zeit regnet, gibt es außer Bäumen und in Nebel gehüllte Berge nichts zu sehen. So konzentriere ich mich lieber darauf wo ich hintrete.

Nach 19 Kilometern geht es aus dem Wald zurück in den Ort und über die Hauptstraße zurück zur Stadthalle. Endlich normale Wege. Aus den 320 Höhenmetern sind dann doch eher 400 geworden.

Die 2 Jungs vor mir haben mittlerweile einen komfortablen Vorsprung und ich wiederum vor dem Läufer hinter mir. Für eine Temposteigerung hätte ich aber so oder so keine Körner mehr gehabt.

Der Einlauf in der Stadthalle durch den kleinen Zielbogen ist schon sehr nett gemacht. Ich glaube, wenn da Zuschauer bei Kaffee und Kuchen sitzen, ist da bestimmt auch richtig Stimmung. So war es etwas traurig. Es ist einfach schade, dass das Flair dieser lokalen Veranstaltungen so unter Corona leidet. Hoffentlich gibt sich das im nächsten Jahr.

Ich bekomme meine Medaille und mir wird kaum Zeit zum Durchatmen gelassen, bevor mir der Zeitmesschip entrissen wird.
Verweilen dürfen wir in der Halle wegen der Corona-Beschränkungen nicht und werden direkt auf die Straße gescheucht.
War mir auf der Laufstrecke noch richtig warm, so fange ich jetzt direkt an zu frieren. Also jogge ich zurück zum Start, wo das Auto steht, nett plauschend mit einem anderen Finisher.

Schlammige Beine

We run for cake!

Nachdem ich mich umgezogen habe, gehe ich zurück zum Ziel, wo ich Matthias Zieleinlauf knapp verpasst habe.
Wir laufen wieder zum Auto und fahren dann wieder zum Ziel um Michelle in Empfang zu nehmen.
Aber auch sie verpassen wir, da sie eine Startgruppe vorgerutscht ist und so viel früher als erwartet im Ziel ankommt.

Dann fällt uns auf, dass wir direkt vor einer Konditorei geparkt haben. Die Frage, ob wir uns Kaffee und Kuchen verdient haben, wurde einstimmig bejaht und so endet der letzte Raceday des Jahres.

We run for cake!

Am Ende stehe ich mit einer Zielzeit von 1:23:56 auf dem 7. Platz des Siebengebirgsmarathon und wie schon bei Königsforst Halbmarathon reicht es in der Altersklasse wieder „nur“ zum 3. Platz.
Aber ich bin zufrieden und um eine Erfahrung reicher.
Am vierten Advent ist aber Couch und Plätzchen angesagt und vielleicht auch „Kevin allein zu Haus“.

Medaille Siebengebirgsmarathon

Strava Aktivitäten zu diesem Rennen

Infos zum Siebengebirgsmarathon auf der Veranstalter Webseite